RAMBO III

Rambo III
Rambo III | USA | 1988
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Der Ex-Soldat John J. Rambo (Sylvester Stallone) hat sich in Thailand zur Ruhe gesetzt und assistiert den örtlichen Mönchen gegen Kost und Logis beim Bau ihres Klosters; Stockkämpfe bringen ihm die nötigen Groschen zum Überleben. Das Angebot seines alten Vorgesetzten Trautman (Richard Crenna), in Afghanistan tätig zu werden, schlägt John einfach aus – doch als Trautman ebendort vom russischen Oberst Zaysen (Marc de Jonge) überwältigt und in Gefangenschaft genommen wird, muss Rambo doch wieder in den Krieg ziehen.

Zwischen RAMBO (1982) und RAMBO 2. TEIL – DER AUFTRAG (1985) machte die Figur John J. Rambo eine folgenschwere Entwicklung durch. Aus dem ambivalenten, teils kontrollverlustigen Wesen von 1982 wurde eine eiskalte Kampfmaschine, die den Vietnamkrieg von hinten aufrollte. Doch die Welt drehte sich wiederum weiter und noch während Produzent Buzz Feitshans das enorme Budget von 63 Millionen US-Dollar auftrieb, schrieben David Morell, Sheldon Mettich und Sly himself ein Drehbuch, welches die Augen nun auf die sowjetische Intervention in Afghanistan richtete. Diese befand sich zwar schon in ihren letzten Zügen, aber wenn selbst Ronald Reagan die Mudschahedin besuchen und sie in ihrem Kampf gegen die Sowjetunion unterstützten konnte, dann konnte das ein John J. Rambo schon lange.

Mousa: Ein Gebet sagt: Oh, Gott, schütze mich vor dem Gift der Kobra, den Zähnen des Tigers und der Rache der Afghanen. Sie wissen, was das bedeutet?
John: Dass ihr Jungs euch nicht verscheißern lasst.

Stallones Figur wird dabei zunächst als zur Ruhe kommender Eremit gezeichnet, der in der Ferne Thailands ein Auskommen fern vom Krieg gefunden hat. Sein eigenes Urteil verneint folglich auch die Teilnahme an Trautmans Mission, erst dessen Gefangennahme zwingt Rambo auf moralischer Ebene dazu, doch wieder einzugreifen. Rambo tut sich mit den Mudschahedin zusammen und macht so einen weiteren Wandel durch. Wurden drei Jahre zuvor noch die USA durch ihn völlig revisionistisch zur unterlegenen Ein-Mann-Armee im Dschungel, die nur per Einfallsreichtum und Mut zu siegen vermag, erklärt, schließt sich John nun einer ebensolchen Truppe an. Die Verteidiger Afghanistans sind den russischen Besatzern an Zahl und Ausstattung weit unterlegen, sie bestechen stattdessen durch Edelmut und Menschlichkeit. Klar, dass Rambo da perfekt hineinpasst, und so verdient er sich erstmal ein paar Meriten, indem er an einem archaischen Wettstreit um ein totes Schaf teilnimmt.

Die Russen hingegen werden analog zum Vorgänger als das absolute Böse dargestellt. Der Franzose Marc de Jonge darf als Oberst Zaysen nach Herzenslust Bosheit verbreiten, außer foltern und mit irrem Blick ballern tut er quasi nichts. Die Sowjets verschanzen sich dabei in einer Festung, die einem astreinen Fantasy-Streifen entsprungen zu sein scheint – es fehlt nur, dass Zaysen mit Feuerbällen wirft. Die maßlose Sicherung des Geländes scheint nur dazu zu dienen, es dem nahenden Rambo möglichst schwer zu machen, seinen väterlichen Freund Trautman aus der Zelle zu holen; was die Russen da eigentlich sonst so treiben, ist unerheblich.

Zaysen: Wer, glauben Sie, ist dieser Mann? Gott?
Trautman: Nein, Gott kennt Gnade, er nicht.

Und sobald Richard Crennas Trautman befreit ist, offenbart der Streifen im letzten Drittel noch eine neue Dimension: Humor. Plötzlich schmeißen sich Vati und Sohnemann Witze um die Ohren und kommentieren launisch die Bemühungen der Russen, die beiden Helden mit schieren militärischer Masse zu stoppen. Regisseur Peter MacDonald zeigt spätestens hier, was er bei seinen zahlreichen Engagements als Regie-Assistent und Kameramann bei bekannten Produktionen gelernt hat. Er brennt ein wahres Feuerwerk an brachialer Action ab, die sich stets noch zu steigern vermag, auch wenn der finale Zusammenstoß von Panzer und Helikopter ein wenig irritierend anmutet.
Da bei derartigen Kriegshandlungen meist viele Menschen zu Tode kommen, wurde der Film 1990 als brutalster Film in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen und hierzulande trotz Kürzungen bei seiner VHS-Veröffentlichung indiziert. Dass die Filmbewertungsstelle Wiesbaden dem Streifen (mit der Begründung, er sei in seiner gesamten Anlage ein Märchen) aber das Prädikat „wertvoll“ verlieht, zeigt sehr schön, wie ambivalent der Film tatsächlich daherkommt. Im Kern verliert er eigentlich den ernsten Ton seiner Vorgänger und wird – trotz der politisch weiterhin klaren Positionierung und dem weiterhin vorhandenen blanken Militarismus – zu einem relativ seichten Unterhaltungsprodukt. Die 90er standen eben vor der Tür und vor allem die Kollegen der LETHAL WEAPON-Reihe hatten unlängst gezeigt, dass Action auch ein wenig Humor und Lockerheit braucht – und das kann John J. natürlich auch.

Brachiales Action-Abenteuer, dass seine politische Position nur noch pro forma trägt. Mittels flotter Sprüche und einem geradezu phantastischen Szenario verlässt Rambo die düstere Realität weitestgehend und wird zum genrekonformen Superhelden.

3 Antworten zu “RAMBO III

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