Verbrechen nach Schulschluss
Verbrechen nach Schulschluss | Deutschland | 1975
IMDb, OFDb, Schnittberichte
An einer Passauer Schule spielen sich allerlei unterlautere Dinge ab: die Schülerin Sabine (Evelyne Kraft), die eigentlich in den Kunstlehrer Melzer (Felix Franchy) verliebt ist, wird von Klassenkameraden betäubt und misshandelt; der Schüler Ulli (Achim Neumann) beginnt ein Verhältnis mit seiner Tante Tina (Teri Tordai), mit welcher er zusammen seinen Onkel Gregor (Herbert Fleischmann) übers Ohr hauen will; und der Auszubildende Franz (Sascha Hehn) legt sich mit einer wilden Rockerbande rund um den wahnsinnigen Karl (Janos Drapàl) an.
Obschon Alfred Vohrer bereits 1959 einen Streifen mit dem Titel VERBRECHEN NACH SCHULSCHLUß veröffentlichte, so ist sein gleichnamiges Werk aus dem Jahre 1975 doch eher von den in jener Zeit gut laufenden SCHULMÄDCHEN-REPORTEN inspiriert. Anstatt allerdings wie Hofbauers Reihe ausschließlich auf die softe Darstellung von Liebeleien abzuzielen, konzentrieren sich die beiden renommierten deutschen Exploitation-Autoren George Hurdalek und Werner P. Zibaso auch auf Krimielemente, die den Teilen dieses Episodenfilms einiges an Drive einhauchen. Denn den beliebten Reporten entsprechend inszeniert auch Vohrer hier kurze Geschichten, die allesamt von einem Rahmen zusammengehalten werden, der stets ein und dieselbe Schule und eine abschließende Verurteilung umfasst.
Walter: Na, haste schon gegen den heißen Ofen gepinkelt, was?
Die erste Story ist dabei die schwächste. Evelyn Kraft, die in den nächsten Jahren in Krachern wie DIE TODESENGEL DES KUNG FU (1977) oder LADY DRACULA (1978) auftreten sollte, wird von ihren Mitschülern, an denen sie zugunsten ihres Kunstlehrers (gegeben von Schmuddel-Fachmenschen Felix Franchy) kein Interesse hat, betäubt und zusammen mit dem Pauker in eindeutigen Posen abgelichtet. Vohrer beweist in den schnellen Montage dieser Fotografien durchaus Einfallsreichtum, insgesamt bleibt die Story und panische Halbstarke, die letztlich den Tod der jungen Mitschülerin zu verantworten haben, aber weitgehend blass – auch, wenn es quasi die einzige Episode ist, die Hofbauers Idee auch in Sachen Nacktheit ein wenig nacheifert.
Ganz anders sieht das im Mittelteil aus, der den jungen Schüler Ulli in eine Beziehung mit seiner Tante Tina treibt; Ulli wird dabei von Achim Neumann gespielt, der Fachleuten als Eddie aus DER BUMSLADEN-BOß (1973) oder Rolf aus WENN DIE PRALLEN MÖPSE HÜPFEN (1974) ein Begriff sein dürfte. Beeindruckender ist aber, dass es sich bei Tina um die bekannte Ungarin Terry Tordai und bei deren Mann Gregor um den ebenso bekannten deutschen Mimen Horst Fleischmann handelt. Und noch beeindruckender ist, dass Vohrer die drei innerhalb von 25 Minuten durch eine wirklich spannende Krimigeschichte schickt, die mit manch einfallsreicher Wendung aufzuwarten vermag.
Tina: Geld ist für mich so wichtig wie ein Liebhaber.
Da fällt es dem Finale fast schwer, mitzuhalten, auch wenn es sich um die vordergründig schwungvollste Episode handelt. Denn es tritt der TRAUMSCHIFF-Kapitän und Exploitation-Tausendsassa Sascha Hehn gegen den ungarischer Motorradrennfahrer Janos Drapàl an, der hier als Klischee-Rockerchef Karl mit wilder Mähne auftrumpft. Hehns Franz wird wider Willen zum gesetzlosen Rächer der Rechtlosen und räumt mit Karls Truppe mächtig auf. Das Finale, welches dann eine grusige Offenbarung bereithält, verweist noch mal deutlich auf den reißerischen Ansatz, mit dem Vohrer seinen Film dem Kinopublikum schmackhaft zu machen versuchte; und in Anbetracht der unterhaltsamen Geschichten, der schmissigen Musik und der namhaften Besetzung bleibt nur zu hoffen, dass das auch geklappt hat.
Auch wenn die erste Episode etwas schwächelt, so lohnt es sich doch dranzubleiben, denn danach gibt es zwei teils spannende, teils lustige und teils erstaunlich exploitative Geschichten zu sehen.
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