Ricky Bobby – König der Rennfahrer
Talladega Nights: The Ballad of Ricky Bobby | USA | 2006
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Der etwas dämliche Ricky Bobby (Will Ferrell) erweist sich aufgrund eines dummen Zufalls als der mit großem Abstand beste NASCAR-Fahrer aller Zeiten. Doch während er mit Kumpel Cal Naughton Jr. (John C. Reilly) und Gattin Carley (Leslie Bibb) im Erfolg badet, reist der französische Formel 1-Profi Jean Girard (Sacha Baron Cohen) in die USA, um Ricky von seinem Thron zu stoßen.
Der vor allem im Süden der USA beliebte Motorsport der NASCAR-Serie war ein paar Mal Hintergrund für Spielfilme und wurde dabei in Lamont Johnsons DER LETZTE HELD AMERIKAS (1973) oder Michael Schultz‘ STOCK-CAR RACE – HÖLLENJAGD AUF HEIßEN PISTEN (1977) durchaus im Kontext der sozialen Brisanz gezeigt, die ihm nun einmal innewohnt. Nach Tony Scotts eher zwiespältigem TAGE DES DONNERS (1990) war dann erstmal Schluss, bis Adam McKay seinen Erfolg von ANCHORMAN – DIE LEGENDE VON RON BURGUNDY (2004) mit einer NASCAR-Komödie fortzusetzen gedachte – und natürlich brachte er Komiker Will Ferrell, Hauptrolle seines Erstlings, gleich mit zum neuen Projekt.
Reese: Ich bin semiprofessioneller Rennwagenfahrer und Amateurtätowierer!
Und da der Streifen somit stark auf Ferrells Figur, den tölpeligen Bauern-Rennfahrer Ricky Robby, zugeschnitten sein würde, schrieb dieser auf gleich am Drehbuch mit. So verhehlt die Komödie auch gar nicht lange, dass sie ihre Geschehnisse grotesk zu überhöhen gedenkt und macht nach fünf Minuten den Mechaniker zum Rennfahrer-Ass, das seine Rennen auch gerne mal rückwärtsfahrend gewinnt. Ob der folgende Aufstieg mit blökenden Blagen und Klischee-Blondchen Carley (gespielt von IRON MAN-Christine Leslie Bibb) dann augenzwinkernde Satire oder platten Haudrauf-Humor darstellt liegt sicherlich im Auge des Betrachtenden, spätestens das Auftreten von Sacha Baron Cohen als klischee-homosexuellem, französisch-lispelndem Antagonisten Jean Girard ist aber nur noch schwer als hintergründig zu interpretieren. Adam McKay schlägt hier ohne mit der Wimper zu zucken in die tiefsten Kerben der Klamauk-Unterhaltung und erschwert eine faire Beurteilung der wenigen geistreichen Witze somit ungemein.
Daneben versucht sich der Streifen an der Darstellung einiger Beziehungen, allen voran derer zwischen Ricky und Cal. Der Konflikt zwischen strahlendem Sieger und enttäuschten Handlager bleibt jedoch stets Projektionsfläche der offensiv zur Schau gestellten Dümmlichkeit der beiden Figuren. Auch der Wechsel von „Fahrerfrau“ Carley zu Cal böte Potenzial für eine satirische Aufarbeitung, verliert sich allerdings im Getöse mauer Gags. Selbst Sacha Baron Cohen geht in der flachen Zeichnung Jeans heillos unter, seine Motivation, endlich besiegt zu werden, bleibt blass und beliebig.
Cal: Ich sehe Jesus vor allem mit riesigen Adlerschwingen und er ist natürlich der Sänger von Lynard Skynard mit einer Engelsband. Und ich steh in der ersten Reihe und bin total besoffen.
Immerhin versteht es Adam McKay zusammen mit Kameramann Oliver Wood, der schon die JASON BOURNE-Filme fotografierte, und Editor Brent White die Rennszenen recht schwungvoll und actionreich einzufangen. In Verbindung mit dem schmissigen Soundtrack, der unter anderem die passenden Titel Kickstart My Heart, Paint it Black oder T.N.T. umfasst, bietet McKays zweites Werk somit zumindest (streckenweise) etwas fürs Auge.
Auch wenn man dem Streifen einige gelungene satirische Einfälle nicht gänzlich absprechen will, so verbergen sich diese doch unter einer allzu massiven Schicht an platten bis dümmlichen Holzhammer-Gags.