Ich, die Nonne und die Schweinehunde
Io monaca… per tre carogne e sette peccatrici | Deutschland/Italien | 1972
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Die selbstlose Schwester Maria (Monica Teuber) holt sieben Mädels aus einem miesen Gefängnis, um ihnen im Nonnenkonvent Frieden und Vergebung zu schenken. Doch die Mädels überfallen die Schwestern und fliehen – in freiwilliger Begleitung von Maria. Nach einem Zusammenstoß mit dem miesen Mädchenhändler Bob Shaw (William Berger), geraten die Damen an den warmherzigen Jeff (Tony Kendall), der sich mit ihnen auf eine halsbrecherische Flucht durch Ostanatolien begibt.
CAMP DER VERDAMMTEN (1962) und SCHARFE SCHÜSSE AUF JAMAIKA (1965), der in allen Bereichen des Filmwesens tätige Österreicher Ernst Ritter von Theumer widmete seine Regiekarriere vollends den reißerischen Produktionen. Das Drehbuch zum 1972 veröffentlichten ICH, DIE NONNE UND DIE SCHWEINEHUNDE, welches von Theumer stammt, aber eine Überarbeitung seitens des für Italowestern und Sexploiter bekannten Italieners Sergio Garrone erfuhr, verdeutlicht diese Haltung wie nur wenig andere Filme aus seinem gerade mal rund ein Dutzend Filme umfassenden Portfolio. Denn wenn man schon leichte Überschreitungen der Genregrenzen überschwänglich als Genre-Mix bezeichnet, so bräuchte man für dieses Werk eigentlich einen neuen Begriff.
Mädel: Wir haben die Wachen K.O. geschlagen und die Nonnen ausgezogen und dann sind wir mit dem Bus abgehauen!
In den ersten Minuten versucht sich der Streifen seinen Zuschauenden als astreiner Women-in-Prison-Reißer zu verkaufen. Doch da die Üblichkeiten dieses Genres (kesse Sprüche, sexuelle Eskapaden und sadistische Gewalt) in nur drei Minuten abgehandelt werden, schwant den aufmerksamen Betrachtern schon, dass da noch mehr kommen muss. Einer Episode im Kloster (ebenfalls geprägt vom Sadismus der vermeintlichen Hauptfiguren), folgt etwas Gangster-Klischee und schließlich die einem Abenteuerstreifen entlehnte Hatz durch die Weiten der östlichen Türkei. Hier nähert der Film sich dann auch optisch gänzlich dem Italowestern an, inklusive (fast) verlassener Wüstenstädte und teils atemberaubender Landschaftsfotografie. Letztere ergab sich aus Theumers vorherigen Arbeiten, hatte er die markanten Steinformationen der Region doch bereits für diverse Dokumentarfilme abgelichtet.
Und genauso, wie der Film sich in schwerem Wanken kaum entscheiden kann, welches Genre er denn bedienen möchte, genauso unwillig ist er dabei, sich einem einzigen Grundton zu verschreiben. Sind die sieben Knastmädels erst noch dankbare Empfängerinnen der Rettung durch die Gottesfrau, mutieren sie nur drei Minuten später zu ebenjenen sadistischen Monstren, denen sie gerade erst entronnen sind. Ist die Auspeitschung einer der Sieben Grund zu großem Jammer und Mitleid, ist die kurz zuvor abgelaufene Vergewaltigung des Großteils der Gruppe sofort nach dem plötzlichen Verschwinden der Täter vergessen – diesem moralischen Mäandern fügt der Film dann noch eine ordentliche Prise sakrale Überschwänglichkeit bei. Und genau diese gedankenlose Freiheit ist es auch, die den Streifen zu einem so wundervoll selbstzweckhaften Exploitation-Ritt macht.
Jeff: Wisst ihr, wer die Kerle gehängt hat? Die Polizei!
Obwohl: einen guten Anteil daran muss man schlicht auch der Besetzung zuschreiben. Während es Monika Teuber wohl eher aufgrund ihrer Beziehung zu Theumer und ihren Connections zu diversen türkischen Filmcrews ins Boot schaffte, hat der Film mit Tony Kendall auch ein echtes Schwergewicht des europäischen Genreskinos an Bord. Kendall hatte gerade mit KOMMISSAR X JAGT DIE ROTEN TIGER (1971) den Abschluss der KOMMISSAR X-Reihe geliefert und war schon dabei einen deutlichen Schritt in Richtung Exploitation gewandert. Hier plantscht er dann auch schon mal mit acht Mädels im Fluss oder ballert brüllend mit der Maschinenpistole umher. Wenn dann noch Granaten wie William Berger, Gordon Mitchell oder Herb Andress die Reihend er Schurken bilden, bleibt wahrlich kein Wunsch offen.
Hier wird gar nicht erst so getan, als solle die Verquickung verschiedener Genres einen Mehrwert schaffen; hier wird einfach nach Herzenslust und alle Regeln ignorierend das Interesse exploitativ-interessierter Filmfreunde bedient – und wie!