La momia azteca
La momia azteca | Mexiko | 1957
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Der Wissenschaftler Dr. Eduardo Almada (Ramón Gay) hat die Fähigkeit entwickelt, Menschen per Hypnose in ein früheres Leben zurück zu versetzen. Als ihn die akademische Gesellschaft dafür nur müde belächelt, kommt es Almada äußerst gelegen, dass ihm sein Schwiegervater Dr. Sepúlveda (Jorge Mondragón) kurzerhand seine Tochter Flor (Rosita Arenas) als Testobjekt anbietet. Tatsächlich berichtet diese nach der Prozedur von einem alten Aztekenschatz, der bei ihrer eigenen Opferung versteckt wurde; dumm nur, dass ihr alter Liebhaber Popoca (Ángel Di Stefani) im Zuge der Opferung zu einer Mumie transformiert wurde, die nun den Schatz bewacht.
In Mexiko begannen die Filmherstellenden ab der Mitte der 50er Jahre zu ahnen, das auch sie dazu berufen sein könnten, die Welt mittels Horrorproduktionen das Fürchten zu lehren. Der von Abel Salazar produzierte und von Fernando Méndez gedrehte VAMPIRO (1957) ist in diesem Zusammenhang sicherlich von großer Bedeutung, zeigt er doch vor allem, dass die bereits Jahrzehnte zuvor in den USA und in Europa etablierten Gruselgestalten auch in ihrer mexikanisierten Form zu wirken vermochten. Und wenn das schon mit einem langbezahnten Karpaten-Bewohner funktionierte, dann lag es doch geradezu überdeutlich auf der Hand, dass auch einbandagierte Grabgesellen mit der mexikanischen (und somit auch aztekischen) Historie verbunden werden konnten. Alfredo Salazar, Bruder des oben genannten Salazar, und Guillermo Calderón, gleichzeitig Produzent des Films, schrieben dann ein Drehbuch zurecht, welches die klassische Mumie möglichst geschickt in eine mexikanische Geschichte um große Schätze und miese Gangster hineinversetzte.
Regisseur Rafael Portillo sah sich dann bei den Dreharbeiten einem Drehbuch gegenüber, welches die Protagonisten fröhlich durch dunkle Grabgänge hetzt und sie in prunkvollen Wohnräumen verschnaufen und debattieren lässt. Dank der grundsätzlich ordentlichen Ausstattung (der Film ist keineswegs als Billigproduktion zu bezeichnen) fängt Portillo das Ganze dann auch recht abwechslungsreich ein, auch wenn man dem Endergebnis handwerklich durchaus Vorhaltungen machen könnte. Die Mumie bleibt dabei lang außen vor, erst im letzten Drittel greift der Bandagenmann wirklich ins Geschehen ein. Die Übersetzung in Mexikanische gelingt dabei recht ordentlich. Die Mumie unterscheidet sich äußerlich durchaus deutlich von Karl Freunds Grundlage aus DIE MUMIE (1932), wird sie doch deutlich weniger verstaubt dargestellt. Mit Haarschopf und einer eher an einen Zombie erinnernder Fratze wankt der Geselle durch die schattigen Gänge und versucht, die Schatzdiebe zu verschrecken.
Zu denen zählt vor allem Luis Aceves Castañeda als Dr. Krupp. An dessen Kampf mit der Mumie lässt sich auch unschwer das Ringen mexikanisch-indigener Positionen mit dem Eindringen der Europäer ablesen, auch wenn das Finale inklusive des Niederringens der Mumie durch ein Kreuz in diesem Kontext doch durchaus erstaunt. Deutlich weniger bedeutungsschwanger kommen Ramón Gay als Dr. Almada und Rosita Arenas als Flor daher, die jedoch trotzdem eine unterhaltsam übertriebene Darbietung abliefern. Daneben liefert Crox Alvarado als Hampelmann Pinacate den Comic Relief. Der bekannte mexikanische Wrestler Jesús Murcielago Velázquez taucht dann noch in Form seiner aus dem Kampfring bekannten Figur als Fledermaus auf und sorgt so für einen skurrilen Nebenplot, in welchem dieser seltsam Gewandete den Antagonisten unter die Arme greift.
Sinn dieses überaus rumplig in die Handlung integrierten Handlungsstrangs ist es wohl, den Streifen von den unmittelbaren Nachfolgern DER FLUCH DER AZTEKISCHEN MUMIE (1957) und DIE AZTEKEN-MUMIE GEGEN DEN MENSCHEN-ROBOTER (1958) abzugrenzen. Denn Produzent Guillermo Calderón war schon bei der Ausarbeitung des Streifens gewieft genug, um zu erkennen, dass in dem Konzept mit Leichtigkeit das Potenzial für drei Filme steckt. Also ließ er Stab und Besetzung gleich genügend Material für die zwei Fortsetzungen drehen. Damit man die Werke (die natürlich auch ungeniert Material mehrfach verwenden) trotzdem sicher voneinander unterscheiden könne, bekam der Auftakt eine Fledermaus, der Nachfolger einen Wrestler und der Abschluss einen Roboter spendiert. Hut ab.
Goutierbare Mexiko-Variante des Mumien-Themas, die vor allem dank der unbekümmerten Art und Weise, wie der bandagierte Unhold an die indigenen Wurzeln angepasst wird, zu unterhalten weiß.
„DER FLUCH DER AZTEKISCHEN MUMIE (1957) und DIE AZTEKEN-MUMIE GEGEN DEN MENSCHEN-ROBOTER (1958)“
Dafür mag ich deine Seite. Nirgends sonst bekomme ich Informationen zu solchen Filmen geliefert. Dennoch würde mich interessieren, wie du überhaupt auf manche FIlme aufmerksam wirst. Durchforstest du das Internet oder irgendwelche Foren oder hast du aus anderen Gründen mit solchen Filmen zu tun? (Aus deinem Konzept lässt sich die Antwort leider nicht ganz ableiten ^^)
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Hey,
sowohl als auch. Ich stoße natürlich bisweilen bei Recherchen im Internet auf skurrile Filme. Die meisten interessanten Werke tun sich aber sicherlich bei der Lektüre der zahlreichen Bücher über FIlm auf, die sich hier bei mir stapeln.
Und manchmal hilft auch das einfach die alte Flimmerkiste weiter, denn sowohl DER FLUCH DER AZTEKISCHEN MUMIE als auch DIE AZTEKEN-MUMIE GEGEN DEN MENSCHEN-ROBOTER liefen letztens auf arte (inklusive deutscher Untertitel). Ist übrigens auch der einzige Grund, warum die beiden Fortsetzungen über einen deutschen Titel verfügen.
Danke für deine regelmäßigen Besuche und deine interessanten Rückmeldungen.
Gruß!
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