Der Turm der verbotenen Liebe
Der Turm der verbotenen Liebe | Deutschland/Frankreich/Italien | 1968
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Während der französische König im Ausland weilt, vergnügen sich Königin Marguerite (Teri Tordai) und ihre Hofdamen in einem Turm nahe Paris mit allerlei Gespielen. Doch da die Liebespartner nach dem Akt stets tot in der Seine landen, unternimmt der edle Bouridan (Jean Piat), der eigentlich in der Stadt ist, um die hübsche Blanche du Bois (Uschi Glas) zu ehelichen, einige Anstrengungen, um die Machenschaften auszudecken. Doch dabei deckt er weit mehr auf, als allen Beteiligten genehm ist.
Der österreichische Filmschaffende Franz Antel driftete nach seinen durchaus renommierten Heimatfilmen der 50er Jahre ab der Mitte der 60er Jahre zunehmend in Richtung (noch) simpler(er) Unterhaltungsklamotten. Streifen wie LIEBESGRÜßE AUS TIROL (1964) oder 00-SEX AM WOLFGANGSEE (1966) schmückten sein Portfolio fortan und trafen jenerzeit durchaus den Geschmack der vergnügungshungrigen Kinogänger. Und da andere erfolgreiche deutschsprachige Filmreihen (allen voran sicherlich die EDGAR WALLACE-Filme) oder auch die Gothic-Horror-Reißer aus italienischen Landen erkennen ließen, dass neben ein wenig Schmuddelei auch Spannung dem Geschmack der Rezipienten entsprach, wunderte es nicht, dass Antel Ende der 60er Jahre mit dem deutschen Exploitation-Fachmann Wolf C. Hartwig zusammentraf. Dieser hatte das Jahrzehnt mit Erfolgskonzepten wie HEIßER HAFEN HONGKONG (1962) und DIE FLUßPIRATEN VOM MISSISSIPPI (1962) sowie deren diversen Nachfolgern und Epigonen verbracht.
Bouridan: Zehn gegen einen – das sind fünf zu viel.
Antel hatte auch den Drehbuchautoren Kurt Nachmann im Gepäck, der ihm bereits zahlreiche Bücher geschrieben hatte. Nachmann erhielt Alexandre Dumas Novelle respektive Theaterstück La Tour de Nesle als Vorlage und verfasste auf dieser Grundlage ein Skript, welches kriminalistische Spannung mit gotischen Gruselelementen und etwas Anzüglichkeit zu verbinden sucht. Die ersten Minuten lassen diesbezüglich dann Schlimmes erahnen, folgen die Zuschauenden doch zunächst dem französischen Hauptdarsteller Jean Piat, der hier als Held und Lüstling Bouridan auftritt. Doch obwohl dieser seine Zoten auch im Laufe des Films beibehält, entwickelt der Streifen nach der albernen Exposition einiges an Schwung und Antel trägt die Kriminalgeschichte flott und abwechslungsreich vor.
Die Ungarin Teri Tordai, die bereits in Antels erfolgreichem DIE WIRTIN VON DER LAHN (1967) die Hauptrolle gab, spielt die lüsterne Königin Marguerite, welche sich – Dumas düsterer Vorlage sei Dank – zum Ende hin noch zu einer echten dramatischen Figur entwickelt. Uschi Glas, die kurz zuvor mittels EDGAR WALLACE-Auftritten Bekanntheit errungen hatte, darf das unschuldige Love-Interest Blanche geben und der deutsche TV-Recke Karl Heinz Fliege verkörpert als Herzog von St. Lorrain die Niedertracht. Die bekannte Italienerin Dada Gallotti tritt als Nebenrolle Fleurette auf, das Dienstmädchen des zweiten Antagonisten Orsini, mit Armando Francioli ebenfalls italienisch und durchaus namhaft besetzt.
Herzog: Ratten zertritt man, aber Hexen werden verbrannt.
Obwohl in Paris verortet wurde in Budapest gedreht, schicke Außenaufnahmen von Plätzen und Gassen sucht man aber trotzdem vergebens. Dafür gibt es einiges an gelungenen Innenbauten zu sehen; wenn es doch mal vor die Türe geht, muss man hingegen mit Wiesen und Feldern Vorlieb nehmen. Die übrige Ausstattung – Kostüme, Waffen, Interieur – überzeugt durchweg, obendrein sorgen die zahlreichen Nachtaufnahmen für Stimmung; denn nachts wirken die Halunken mit ihren roten Henkersmasken einfach überzeugender, wenn sie die zahlreichen Gemeuchelten in der Seine versenken. Und wenn sich diese Unholde dann eines ebenso ungezogenen wie hochmütigen Helden erwehren müssen, der mit der Antagonistin lediglich gemein hat, dass sie beide alles vernaschen, was sich nur kurz anbietet, dann ist Unterhaltung eigentlich schon garantiert.
Nach dem holprigen Beginn erwartet einen hier ein flotter Mix aus Kriminalgeschichte, Gothic-Horror und Klamotte. Hübsch ausgestattet und trefflich besetzt bietet Antels Werk wahrlich kaum Anlass für Beschwerden.