The Rocky Horror Picture Show
The Rocky Horror Picture Show | Großbritannien/USA | 1975
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Das frisch verheiratete Pärchen Janet Weiss (Susan Sarandon) und Brad Majors (Barry Bostwick) gerät eines regnerischen Nachts in die Hallen eines entlegenen Schlosses, wo der geheimnisvolle Dr. Frank N. Furter (Tim Curry) gerade eine dekadente Feierlichkeit veranstaltet. Doch neben allerlei Ausschweifungen ereignet sich in dem Anwesen auch noch eine andere Ungeheuerlichkeit: Frank N. Furter hat im Hinterzimmer ein menschliches Wesen namens Rocky Horror (Peter Hinwood) geschaffen, welches ihm voll und ganz zur Verfügung steht.
Richard O’Briens Musical The Rocky Horror Show wurde am 16. Juni 1973 im The Royal Court Theatre Upstairs uraufgeführt. Kurz darauf zwang der Erfolg des Stücks die Macher mehrfach dazu, in größere Lokationen zu wechseln. Kein Wunder, dass 20th Century Fox sich alsbald des Werks annahm und O’Brien eine Verfilmung anbot. Zusammen mit Jim Sharman, der bereits den inhaltlich nicht unähnlichen Streifen SHIRLEY THOMPSON VERSUS THE ALIENS (1972) geschrieben und umgesetzt hatte, schrieb O’Brien dann eine Drehbuchfassung seines Bühnenstücks. Auf dem Regiestuhl nahm Sharman ebenfalls Platz und die Besetzung des Films wurde weitestgehend vom Musical übernommen. Selbiges gilt für die Musik, die Kostüme und die allenthalben auftretenden Persiflagen des US-amerikanischen Science-Fiction-Films der 50er Jahre.
Angefangen beim Eröffnungssong Science Fiction – Double Feature, über die skurrilen Kostüme und die überzeichnet alberne Ausstattung bis hin zum großen RKO-Logo am Ende, Freunde und Kenner jenes Genre finden zahllose charmante Reminiszenzen. Die Figuren, denen Brad und Janet begegnen, stammen allesamt aus dem Kabinett des Skurrilen, ihr Alien-Hintergrund ist nur das Sahnehäubchen. Besonders trefflich ist dabei die stets sexuell aufgeladene, von Frank N. Furter als Transvestit vorneweg getragene Aufmachung der Figuren. Die durchweg zweideutige Konnotation der Dialoge und die offene Darstellung und Aufforderung zu sexuellen Ausschweifungen frei von Geschlechterrollen und angestaubtem Getue ist in Verbindung mit dem augenzwinkernden Gruselkonzept das große Alleinstellungsmerkmal des Films.
Erzähler: It was a night out, they are going to remember for a very long time.
Wie erwähnt war es dabei kaum notwendig, Darsteller zu casten, da man fast alle Rollen mit den aus dem Musical bekannten Gesichtern besetzte. Allen voran prägt Tim Curry als Frank N. Furter die Besetzung, dessen extravaganter Pleasure-Lifestyle zum Aushängeschild des Films wurde – und für Curry zum Beginn einer erfolgreichen Karriere als Filmschauspieler. Aber auch Patricia Quinn als Magenta oder Nell Campbell als Columbia entspringen direkt der Bühne und auch O’Brien selbst gibt es als Riff Raff erneut die Ehre. Einzig Susan Sarandon als Janet und Barry Bostwick als Brad werden von neu verpflichteten Mimen gegeben. Alle Darsteller spielen dabei angenehm überzeichnet und klischeebeladen auf, das Konzept des Films bietet ja auch jedes Recht dazu.
Neben der augenzwinkernden Parodie und dem Statement bezüglich sexueller Zwänge ist es dann natürlich die Musik, die den Streifen maßgeblich prägt. Hits wie Time Warp oder Touch-A-Touch-A-Touch-A-Touch Me erlangten weit über den Film hinaus Bekanntheit. Aber auch die übrigen Titel (darunter auch Meat Loafs Hot Patootie/Bless My Soul) fügen sich schön in das Setting. Respektive umgekehrt. Artdirector Terry Ackland-Snow, der schon Produktionen wie SUPERMAN II – ALLEIN GEGEN ALLE (1980), DIE REISE INS LABYRINTH (1986), ALIENS – DIE RÜCKKEHR (1986) oder BATMAN (1989) zu ihren großartigen Looks verhalf, trifft das Art Design des Musicals mit seinen Konzeptionen genau und vermischt sehr geschickt Science-Fiction-Elemente mit einem geradezu klassischen Horror-Setting – dass überwiegend in den englischen Bray Studios gedreht wurde, in welchen ansonsten die Horror-Fachleute von Hammer Films werkelten, erstaunt da nur in geringem Maße.
Riff Raff: You’re wet.
Janet: Yes, it’s raining.
Und tatsächlich schaffte es der Films, sich analog zum immer beliebter werdenden Bühnen-Musical ebenfalls eine treue und einfallsreiche Fangemeinde zu schaffen. Und auch wenn viele Kinobetreiber die Eskapaden der Besucher immer stärker einschränken und reglementieren und das Bühnenstück sicherlich immer noch der Kern des Rocky Horror-Universums ist, so behauptet sich die Spielfilmfassung doch immer noch in so manchem Programmkino. Der finanzielle Erfolg des Films ist somit nur schwer abzuschätzen, allerdings sorgten allein die Einspielergebnisse der Aufführungen in den 70er Jahren mit Einnahmen von rund 130 Millionen US-Dollar dafür, dass sich O’Briens und Sharmans Werk finanziell mehr als nur amortisiert hat. Wichtiger ist aber allemal, dass die Spielfilmfassung es ermöglicht hat, die sympathische und durchweg unterstützendeswerte Grundhaltung des Musicals einem viel größeren Rezipientenkreis zugänglich zu machen.
Tolle Umsetzung des Musicals, deren größer Verdienst es ist, dass sie O’Briens zeitloses Statement bezüglich persönlicher Freiheit und sexueller Entfaltung gelungen auf die Leinwand überträgt. Gute Musik und augenzwinkernde Sci-Fi-Reminiszenzen gibt es gratis oben drauf. Let’s do the Time Warp again!
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