Sexualrausch
The Toy Box | USA | 1971
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Regelmäßig vergnügen sich Ralph (Sean Kenney) und Donna (Ann Perry) in einem abgelegenen Schloss, wo ihnen ein mysteriöser alter Mann, der allenthalben nur „Onkel“ (Jack King) genannt wird, bei diversen Lustspielen zusieht. Doch als es bei einer Orgie mit zahlreichen Teilnehmern plötzlich zu Todesfällen kommt, beschließen die beiden, dem Geheimnis des Alten auf den Grund zu gehen.
US-Produzent Harry H. Novak machte sich seit der Mitte der 60er Jahre zunehmend einen Namen als Schöpfer äußerst billig runtergekurbelter (S)Exploitationstreifen. Und nachdem er den Kinogängern so DAS GEHEIME SEXUALLEBEN VON ROMEO UND JULIA (1969) nähergebrachte hatte und sich mit DER SEX-ATHLET – … UND DIE FRAUEN STEHEN BEI IHM SCHLANGE! (1970) auch dem Subgenre des Sportfilms gewidmet hatte, traf er Anfang der 70er Jahre auf den Regieneuling Ronald Victor Garcia, der mit dem Science-Fiction-Sexploiter EROTISCHE GELÜSTE (1969) bereits seine Fähigkeit, für Novak zu arbeiten, unter Beweis gestellt hatte. Und da es gute Sci-Fi-Autoren nun mal nicht an jeder Ecke gibt, wurde Garcia aufgrund seiner Erfahrung in diesem Bereich auch gleich für den Posten des Drehbuchautoren verpflichtet.
Mädel: Sagt mal, ihr Zwei, warum seid ihr hier?
Ralph: Aus dem gleichen Grund wie du: Um vor Onkel Sauereien zu treiben und danach Geld aus seiner Spielkiste zu kassieren.
Das Ergebnis ist dann eine Geschichte um einen alte (toten?) Mann, der scheinbar unbegrenzte Mittel für das Hobby zur Verfügung hat, junge Paare in sein Schloss einzuladen, um ihnen bei den abwegigsten Sexspielchen zuzusehen. Damit die ganze Story etwas Schwung erhält, verfügt der „Onkel“ auch noch über telekinetische Fähigkeiten und ist obendrein ein Außerirdischer. Diese High-Fiction-Geschichte wird dem Zuschauer von Garcia dann in einer dem gemeinen Erotikfilm entliehenen Episodenstruktur serviert, welche tatsächlich für ordentlichen Kurzweil sorgt, da sich Erotik, Grusel und Sci-Fi-Krempel recht flott abwechseln. Und da sich das Vehikel mit zunehmender Spielzeit immer tiefer in seinen eigenen Sumpf aus Aliens, Sex und Geisterhaus verstrickt, kommt trotz quasi nicht vorhandener Geschichte und einer bestenfalls lockeren Verknüpfung der einzelnen Szenen quasi nie Langeweile auf.
Und falls das doch mal passieren sollte, feuert Hauptdarsteller Sean Kenney garantiert schnell irgendeinen dummen Spruch ab. Kenney sollte kurze Zeit später in Ted V. Mikels DIE LEICHENMÜHLE (1972) mitmischen und darf hier an der Seite von Schmuddel- und Klamauk-Fachfrau Ann Perry mimen. Zusammen geben die beiden ein recht ordentliches Hauptdarstellerteam ab, einzig Schwedin Uschi Digard überflügelt die beiden mittels ihrer Bekanntheit mit Leichtigkeit. So ist es dann auch wenig verwunderlich, dass Digard zum Liebling des skurrilen „Onkel“ wird (und er sie unter anderem mittels eines lebendigen Bettes betatscht), der vom recht billig geschminkten Jack King ohne jede schauspielerische Regung gegeben wird. Abseits dieser Maske haben die Spezialeffektler übrigens ordentliche Arbeit geleistet, so manche blutige Einstellung wird da hübsch in Szene gesetzt.
Ralph: Da stimmt was nicht! Onkel würde mir so etwas niemals antun.
Donna: Du Egoist!
Ralph: Ok, er würde uns so etwas nie antun.
Vieles davon entging allerdings den bundesdeutschen Kinogästen leider, denn der Filmverleih Sonderfilm setzte die richtig große Schere an und erleichterte den Film neben fast allen Brutalitäten auch um die explizitesten erotischen Momente. Während letzteres einige interessante Einblicke verwehrt (wirklich explizit wird es aber auch in der US-Fassung nicht), greift vor allem die Entfernung der Gewaltszenen massiv in die Handlung ein. Dafür gibt es aber in der deutschen Kinofassung einen Voice-Over-Kommentar, der in bester Manier der gerade populären SCHULMÄDCHEN-REPORTE für Aufklärung ebenso wie für Distanzierung sorgt. So oder so ein Film, der unvorbereitete Hirnwindungen anzugreifen bestens in der Lage ist.
Ein Schmuddelschloss voller Damen und Herren unter der Leitung eines zwar reglosen aber ebenso lüsternen wie mordenden Alien-Opas?! Genau so muss man sich diesen Streifen vorstellen!
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