REBEL RIDERS

Rebel Riders
The Rebel Rousers | USA | 1970
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Paul (Cameron Mitchell) will seine schwangere Ex Karen (Diane Ladd) zurückgewinnen, doch während die beiden noch streiten, werden sie von Sugar (Bruce Dern) und seiner Bande an Rockern entführt. Als sich dann der niederträchtige Bunny (Jack Nicholson) über Karen hermachen will, eskaliert die Situation.

Oftmals sehen sich die Rockerfilme der ausgehenden 60er und beginnen 70er Jahre ja dem Vorwurf ausgesetzt, sie würden allesamt daran kranken, dass sie außer ellenlangen Motorradfahrten, guter Musik und saufenden und raufenden Protagonisten nichts zu bieten hätten. Und trotz einiger Ausnahmen wie DIE WILDEN ENGEL (1966) oder EASY RIDER (1969) dürfte es selbst fachkundigen Filmfreunden schwer fallen, diesen Vorwurf vollends zu wiederlegen. Es sind also schon die kleinen Details und Ideen, die aus einem ansonsten durchschnittlichen Feuerstuhlfilmchen ein beachtenswertes machen können. Dass aber selbst ein weitgehender Verzicht auf die gemeinhin als langweilig empfundenen Stereotypen des Genres nicht automatisch dafür sorgt, dass man es mit einem guten Streifen zu tun hat, das zu belegen, ist Martin B. Cohen mit seiner einzigen Regiearbeit REBEL RIDERS im Jahre 1970 angetreten.

Sugar: Wir machen jetzt ein Rennen! Ihr bewegt euch zu euren Maschinen und der Sieger von uns bekommt dieses Mädchen!

Cohen, der zuvor die Horrorreißer DRACULA UND SEINE OPFER (1967) und DAS WACHSFIGURENKABINETT DES GRAUENS (1969) produziert hatte, bastelte nämlich mit Hilfe von Michael Kars und Abe Polsky ein Drehbuch zusammen, welches sich die Abwesenheit von Motorradfahrten und Orgien mit der Anwesenheit von noch mehr Unsinn erkauft. Dazu dient vor allem die Geschichte um Paul und Karen, die ihr Beziehung wieder flott kriegen wollen und deshalb bei einem guten Sherry und einer Zigarette einige Diskussionen zu führen haben; die Schwangerschaft Karens tut diesem Konsumverhalten übrigens zeitgemäß keinen Abbruch. Der Zusammenstoß mit den Rockern – hier ausnahmeweise nicht von einem Chapter der Hells Angels gegeben, sondern von den aus North Carolina stammenden Rebel Rousers – startet dann ein Story zwischen Drama und Thriller und sorgt so tatsächlich dafür, dass der Film sich deutlich von der Konzeption der meisten Genrekollegen unterscheidet.

So entspinnt sich eine Geschichte, in deren Mittelpunkt das allseits bekannte Hobby aller Motorradoutlaws steht: die Vergewaltigung. Die schwangere Karen wird zum Objekt der Begierde und ihr Ex-Mann Paul somit zu Ziel von Attacken. Danach will dem Misshandelten niemand helfen, der Anführer der Bande, Sugar, gerät in moralische Zweifel und letztlich kommen ein paar Hispanics um die Ecke und klären den Fall. Neben der offensichtlichen Zusammenhanglosigkeit ist es dabei vor allem die unglaubliche Dreistigkeit, mit der der Film niedere Schauwerte zu generieren versucht, die hier die Laune verdirbt. Grundlos und sinnlos werden hier Frevel aneinandergereiht, die den Zuschauer wohl entrüsten sollen, ihn stattdessen aber schlicht verärgern. Denn in diesem Grundkonzept wäre durchaus das Potenzial für eine Geschichte im Stile von DAS LETZTE HAUS LINKS (1972) oder ICH SPUCK AUF DEIN GRAB (1978) vorhanden gewesen. Stattdessen lässt man Sugar aber lieber zum (scheinbar) geläuterten Jammerlappen werden und versucht sich an moralischen Verkehrungen. Dass der Film dann auf die ansonsten gebräuchlichen Nazi-Symboliken verzichtet und stattdessen lieber einen Rocker mit Judenstern präsentiert, passt dann erstaunlich gut zum inhaltlichen Wirrwarr.

Karen: Die Gesellschaft kann dir nicht helfen, das musst du selber schaffen!

Zu erstaunen vermag dann die Besetzungsliste, kann sie doch mit gleich fünf bekannten Namen aufwarten. US-Star Cameron Mitchell – seit seinem Auftritt in Mario Bavas BLUTIGE SEIDE (1964) auch europäischen Genrefreunden ein Begriff – gibt den Paul und an seiner Seite darf Diane Ladd ihre erste Spielfilmhauptrolle geben. Bruce Dern, seit DIE WILDEN ENGEL genreerfahren, darf die möchtegern-ambivalente Hauptrolle Sugar mimen und Jack Nicholson, ebenso seit DIE WILDEN SCHLÄGER VON SAN FRANCISCO (1967) und EASY RIDER (1969) im Genre bewandert, darf als Bunny seine ganze Niedertracht unter Beweis stellen. Harry Dean Stanton, der schon 1968 mit DIE SATANSENGEL VON NEVADA per Motorrad aus seinem TV-Dasein auszubrechen versuchte, darf als Pater Randolph den hier ebenso namenhaften wie austauschbaren Cast vervollständigen.
Eine völlig langweilige Inszenierung und überwiegend müde Sounds belegen dann noch einmal, dass ein Rockerfilm durch das Weglassen vermeintlich altbekannter Elemente nicht gleich zu einem guten Film wird. Cohens einzige Regiearbeit beweist vielmehr, dass die Komposition, der die meisten Filme dieser Ära folgen, eine ist, die zwar nicht jedem gefallen muss, die aber in sich einige Funktionalität birgt; und dass man, wenn man an dieser herumdoktert, meisten auf die Nase fällt. Quod erat demonstrandum.

Völlig untypischer Rockerfilm, der sich seine Abwesenheit altbekannter Genre-Versatzstücke allerdings mit der Anwesenheit einer völlig abstrusen und letztlich langweiligen Geschichte erkauft. Da kann auch der zahlreiche bekannte Namen umfassende Cast nicht mehr helfen.

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