Django – unersättlich wie der Satan
L’Uomo venuto per uccidere | Italien/Spanien | 1967
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Bei einem Überfall auf das Fort Jackson schieben die unbekannten Täter dem Soldaten Tony Garnett (Richard Wyler) die Schuld in die Schuhe. Dieser wird daraufhin zum Tode verurteilt und muss fliehen. Er schlägt sich als Bandit durch, bis ihm sein Cousin Riff (Guglielmo Spoletini) anbietet, bei einem großen Banküberfall mitzuwirken.
Nach seinem durchwachsenen Italowestern-Debut DJANGO KENNT KEIN ERBARMEN (1966), den er zusammen mit Enzo Girolami umsetzte, ließ sich der in Spanien ansässige Argentinier León Klimovsky nicht entmutigen und ging ein Jahr später daran, seinen nächsten Genrebeitrag zu drehen. Dazu ließ er sich von Odoardo Fiory, Luigi Mondello und Eduardo Manzanos Brochero, der neben den bekannten Spätwestern SARTANA KOMMT (1970) und WILLKOMMEN IN DER HÖLLE (1970) auch noch die grandiosen Gialli DER KILLER VON WIEN (1971) und DER SCHWANZ DES SKORPIONS (1971) schreiben sollte, ein Drehbuch anfertigen, welches sich an den in jener Zeit gerade populären Rache-Sujets orientiert.
Leider entpuppt sich die Handlung aber recht schnell als sehr bruchstückhaft, sind die Zufälle, die sie vorantreiben, doch teils übergroß. Garnetts Weg in die Banditerei wirkt dabei ebenso unsinnig, wie sein Weg hinaus aus ebenjener. Das Skript schafft es über weite Strecken einfach nicht, einen glaubhaften Erzählfluss zu erzeugen. Denn jeder Anflug von Atmosphäre und Empathie wird gleich wieder von Nonsens und Zufall zerstört.
Tony Garnett: Ich find‘ euch, ihr Hunde! Ihr bekommt eine Rechnung, die ihr heute noch bezahlt!
Darunter leidet insbesondere die Dramenhandlung, die sich innerhalb der Rachestory auftut. Als Garnett auf seinen alten Lehrer Alex Turner trifft, entspinnt sich eine Beziehung, die die Vergangenheit Garnetts und dessen Weltsicht aufzuarbeiten versucht. Einige durchaus gelungene Szenen zeichnen zwei interessante Figuren, nur um Sekunden später mittels einiger unnötiger Sätze wieder alles über den Haufen zu werfen. Am schlimmsten wird das deutlich, wenn Garnett den Safe, der das Mitwirken seines Cousins am Überfall auf Fort Jackson belegt, im Schrank seiner Geliebten Jill findet, die Situation erkennt, Jill küsst und diese daraufhin erschossen wird. Das alles spielt sich innerhalb von 15 Sekunden ab und macht ein Nachempfinden der Geschehnisse unmöglich. Abseits derart desaströser Momente machen Klimovsky und Kameramann Julio Ortas aber eine überwiegend ordentliche Arbeit und sorgen so für nette, aber keinesfalls überragende, Aufnahmen. Francesco De Masi steuert dann noch einen gekonnt reduzierten Score bei, der mittels weniger Bläser und einer einzigen Gitarre für eine durchaus stimmige Klangkulisse sorgt.
Leider hat man mit dem Briten Richard Wyler, der sich in Eugenio Martíns OHNE DOLLAR KEINEN SARG (1967) seine ersten Sporen im Genre verdiente, eine Hauptrolle gewählt, der man die Rachestory nur bedingt abnimmt. Dazu zwingt ihm das Drehbuch eine hohe Bandbreite auf, was die Charakterzeichnung zusätzlich erschwert. Während er zunächst schlecht geschminkte Indianer (mit Pfeil und Bogen sowie einer Feder auf dem Kopf!) hängt, macht ihn die Beziehung zu Turner eher zu einem mitfühlenden Typus. Wyler müht sich dabei redlich, bleibt jedoch letztlich blass.
Riff: Der liebe Gott versucht die Leute verschieden hinzukriegen, baut sie auf zwischen Poken, Sheriffs und Ganoven und … und so ein Colt löscht alle Unterschiede gründlich aus.
Brad Harris darf als Sheriff Bill Manners dann seinen ganzen Edelmut präsentieren, macht ansonsten aber auch nichts Besonderes. Jesús Puente spielt als Turner dann durchaus glaubhaft und Guglielmo Spoletini kann als grundböser Antagonist Riff sowieso nichts verkehrt machen. Daneben gibt es mit Simón Arriaga, Aurora de Alba oder Femi Benussi noch einige bekannte Gesichter des italienischen Genrefilms zu sehen.
Dass die beiden Widersacher sich dann noch mit Teilen eines Kaktus‘ verprügeln oder ein Halunke Garnett mit seinen Handschuhen bewirft (und das augenscheinlich für eine gelungene Finte hält), sorgt immerhin noch für ein paar Lacher, ändert jedoch nichts daran, dass auch Klimovskys zweiter Italowestern zu den Randnotizen des Genre zählt.
Während der Film vor allem in der Beziehung zwischen Garnett und Turner einiges an Potenzial aufblitzen lässt, bleibt die übrige Handlung ebenso willkürlich wie austauschbar. Riesige Logiklöcher und durchschnittliche Mimen machen den Streifen dann vollends zu einem der belanglosen Genrebeiträge.