DIE MASKE DES FU-MANCHU

Die Maske des Fu-Manchu
The Mask of Fu Manchu | USA | 1932
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Dr. Fu Man Chu (Boris Karloff) ist zurück und diesmal hat er es auf das Grabmal von Dschingis Khan abgesehen. Denn mit Hilfe von dessen Schwert und dessen goldener Maske will Fu Man Chu die Völker des Ostens gegen die westliche Welt in den Krieg führen. Doch Inspektor Nayland Smith (Lewis Stone) ist schon auf dem Weg in den Fernen Osten, um den Superschurken ein weiteres Mal an der Umsetzung seines düsteren Planes zu hindern.

Nach dem Tode von Lon Chaney Senior im Jahre 1930 entschied man sich im Hause Metro-Goldwyn-Mayer dazu, sich aus dem Bereich der Horror-Streifen zurückzuziehen. Doch als man dann beobachten musste, wie die Konkurrenz von Universal mit DRACULA (1931) und FRANKENSTEIN (1931) Welterfolgte landete, revidierte man seine Meinung zügig wieder. 1932 sollte dann auch für MGM zu einem erfolgreichen Horrorjahr werden, konnte man mit DIE MASKE DES FU-MANCHU und Tod Brownings FREAKS doch gleich zwei große Würfe landen. Erster trat dabei den Nachfolge der Filme DER GEHEIMNISVOLLE DOKTOR FU MAN CHU (1929), DIE RÜCKKEHR DES DOKTOR FU MAN CHU (1930) und DIE TOCHTER DES DOKTOR FU MAN CHU (1931) an, die allesamt von Paramount produziert wurden und mit Warner Oland in der Hauptrolle glänzen konnten.
MGM holte hingegen Boris Karloff ins Boot, der zu jener Zeit gerade mittels Universals Horrorwerken zu großem Ruhm gelangte. Im Gegensatz zu Oland zeichnet Karloff dabei einen deutlich karikierteren Antagonisten, der immer wieder wie eine bewusste Überhöhung von Olands Figur wirkt. Myrna Loy unterstützt diesen Eindruck als Fu Man Chus Tochter Fah Lo See trefflich und sorgt so mit dafür, dass die Antagonisten in diesem Film erstaunlich mies und niederträchtig ausfallen.

Fah Lo See: Er ist nicht gerade ein unansehnlicher Mann, nicht wahr, Vater?
Dr. Fu Man Chu: Für einen weißen Mann sicher nicht …

Auf Seiten der Guten löst Lewis Stone O.P. Heggie als Nayland Smith ab, doch der 53-jährige Stone muss sich durchaus vorwerfen lassen, die Figur des draufgängerischen Inspektors nur bedingt verkörpern zu können. Sein graues Haar und sein erhabenes Auftreten wirken oftmals schlicht unpassend und sorgen so dafür, dass die Figur ihrer Heldenrolle nur unzureichend gerecht wird. Dafür gibt es aber mit Charles Starrett als Terrence einen schmissigen Heroen, der zwar zum Opfer von Fu Man Chus Geistestricks wird, als maskuline Präsenz aber den ansonsten fehlenden Heldentypus zu geben vermag. Karen Morley schließlich, die im selben Jahr in Howard Hawks SCARFACE (1932) mitwirkte, darf als edle Schönheit ihr Bestes geben.
Im Gegensatz zu den drei DR. FU MAN CHU-Filmen der Oland-Ära konzentriert sich der von Charles Brabin und Charles Vidor gedrehte Film dann deutlich mehr als die offensive Darstellung der Niedertracht seiner Hauptfigur. War in den Jahren 1929 bis 1931 noch Nayland Smith die agierende Person, wechselt das aktive Moment nun zu Fu Man Chu. Der Grund für diese Entwicklung ist sicherlich in der Konkurrenz zu den Universal-Horrorfilmen zu sehen, da diese damit begannen, den Widersacher zur eigentlich Hauptfigur zu machen. Als musste auch MGM zusehen, dass sie einen ikonisch-überhöhten Bösewicht vorweisen konnten.

So wird DIE MASKE DES FU-MANCHU dann zu einem weitaus düstereren und sadistischeren Film, als es noch die Vorgänger waren. Fu Man Chu setzt grausame Foltermethoden am laufenden Band ein, darunter riesige Glocken, die den Geist der unter ihnen Liegenden brechen sollen, oder Höhlen voller Krokodile (aus denen Lewis Stone dann durchaus gewandt zu entkommen vermag). Aber auch Spinnen, die durch Totenschädel krabbeln, und Messer, die in Rücken geworfen werden, machen deutlich, dass man sich hier einer deutlich härteren Gangart bedient. Wenn die Protagonisten dann am Ende eine riesige Versammlung von Bösewichten mittels einer Strahlenwaffe dahinraffen, kippt diese Entwicklung fast schon ins Groteske.
Nicht unerwähnt bleiben dürfen übrigens Cedric Gibbons großartige Kulissen, die den Film ein ein für seine Entstehungszeit ungewohnt phantastisches Bild kleiden. Es ist dabei vor allem die Mischung als fern-östlichen Abenteuermotiven wie Tempeln und alten Gemäuern und dem futuristischen Schnickschnack in Fu Man Chus Versteck, die dem Film ein ganz besonderes Ambiente verleiht. Die technischen Spielereien und die teilweise sehr funktional-reduzierte Optik derselben erinnern dabei stellenweise gar an die Geheimverstecke der Superschurken der 60er Jahre. Auch dieses Design ist somit maßgeblich für die prächtige Unterhaltung zuständig, die der Film bietet.

Dr. Fu Man Chu: Ich bin zweifellos der unglücklichste aller Menschen. Ich habe keinen Sohn als Nachfolger, deshalb bitte ich voll Scham, dass ihr einverstanden seid, euch diese Botschaft von meiner hässlichen und unbedeutenden Tochter anzuhören.

Und da Vidor und Brabin die von DR. FU MAN CHU-Erfinder Sax Rohmer flugs für diesen Streifen zusammengezimmerte Geschichte auch noch erstaunlich flott und abwechslungsreich inszenieren, wird der Film so zum krönenden Abschluss der vier DR. FU MAN CHU-Filme der frühen Tonfilmzeit. Das spiegelt sich auch im finanziellen Erfolg wieder der dem Film beschieden war, konnte er doch bei einem Budget von gerade einmal gut 300.000 US-Dollar ungefähr das Doppelte einspielen. Die einzigen Misstöne bei der Veröffentlichung (und auch bei der Wiederaufführung im Jahre 1972) kamen von der chinesischen Botschaft und diversen chinesisch-amerikanischen Institutionen, die in der Rede Fu Man Chus, die zur Vernichtung der weißen Rasse aufruft, eine rassistische Verunglimpfung sahen. Doch wie meist in derlei Fällen, brachte diese Diskussion nur zusätzliche Publicity. Dem Erfolg und dem Renommee des Films konnte sie hingegen nichts anhaben.

Großartiger Abschluss der frühen Filme um den chinesischen Superschurken, der durch geniale Kulissen und viel Kurzweil zu begeistern weiß. Und Boris Karloff als Fu Man Chu braucht sich vor den Universal-Monstern wahrlich nicht zu verstecken. Ein echter Klassiker des frühen Horrorkinos!

2 Antworten zu “DIE MASKE DES FU-MANCHU

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