Nackt unter Affen
Eva, la Venere selvaggia | Italien | 1968
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Burt (Brad Harris) war an einem Überfall beteiligt, wurde jedoch von seinem Partner Albert (Marc Lawrence) um die Beute betrogen. Jahre später will Burt seinen ehemaligen Mitstreiter dann endlich stellen, doch dieser hat sich mittlerweile eine Armee aus Menschenaffen zugelegt, die er mittels Elektrochip gefügig gemacht hat.
Nachdem die KOMMISSAR X-Reihe nach KOMMISSAR X – DREI GOLDENE SCHLAGEN offiziell für beendet erklärt wurde (der Nachschlag in Form von KOMMISSAR X JAGT DIE ROTEN TIGER (1971) war noch nicht zu erahnen), musste sich Brad Harris nach Möglichkeiten umsehen, weiterhin Geld zu verdienen. Zusammen mit Walter Brandi und Massimo Pupillo – der seitdem allerdings den Namen Ralph Zucker führte – gründete Harris deshalb die Produktionsfirma Three Stars Film. Mit Sitz in Rom suchte man fortan günstige Drehbücher, um auf dem schnelllebigen Filmmarkt mitmischen zu können.
Es sollte nicht lange dauern, bis Roberto Mauri, der bei dem oben erwähnten KX-Streifen Regie geführt hatte, sich mit einem Skript in der Hand meldete. Hatte Mauri 1967 noch mit DJANGO – SEIN LETZTER GRUß staubige Filmgefilde beackert, so lieferte er nun ein Tarzan-inspiriertes Urwald-Drehbuch voller Affen und Unfug. Für die Three Stars Film war das genau das richtige und mit rund 200.000 DM ging man in den Wäldern im Umland Roms daran, aus dem oblatendünnen Drehbüchlein einen Spielfilm zu machen.
Albert: Sieh dir dieses Gehirn an! Dadurch habe ich die Möglichkeit sein neuralgisches Gehirn zu beeinflussen. Über einen Empfänger in seinem Kopf erhält er mit Hilfe dieses Spezialsenders meine Wünsche und Befehle! Jedes Lebewesen dieser Welt, dem ich diesen Empfänger einpflanze wird mein Sklave und ist der Kontrolle dieses magischen Auges unterworfen!
Mauri nahm auch gleich auf dem Regiestuhl Platz und bekam eine erstaunlich namhafte Darstellerschaft zur Verfügung gestellt. Die Hauptrolle gab natürlich Action-Heroe Brad Harris selbst. Als Söldner Burt macht Harris das, was seine ganze Karriere maßgeblich definiert hat: Er bekämpft die Bösen, rettet die Mädels und grinst zwischendurch in die Kamera. Ihm gegenüber steht mit Marc Lawrence eine echte Hollywood-Berühmtheit, die jedoch auf die berüchtigte Schwarze Liste geriet und sich demzufolge einige Jahre lang nur in Europa verdingen konnte. Die flache Rolle des bösen Wissenschaftlers ist für Lawrence dann folgerichtig viel zu dämlich, sodass seine Szenen zu völlig skurrilen Momenten irgendwo zwischen Können und Nonsens verkommen.
Die gerade in Rom angekommene Brasilianerin Esmeralda Barros darf dann als sprachunbegabte Dschungelschönheit in Zeitlupe durch die Kamera hüpfen und ihre Blöße in selbige halten. Diese Sequenzen sind übrigens die einzigen, die dem reißerischen deutschen Verleihtitel gerecht werden, ansonsten ist von Erotik oder Sexploitation nichts zu sehen. Adriana Alben und Ursula Davis – Fachleuten aus den Italo-Horror-Schinken EIN TOTER HING AM GLOCKENSEIL (1964) und EIN ENGEL FÜR DEN TEUFEL (1966) bestens bekannt – geben zwei weitere stereotype Damen, die den männlichen Darstellern aber nur als Beiwerk dienen.
Burt: Sie sieht wirklich göttlich aus; und klettert wie ein Affe!
Die ganze Truppe wird dann von Mauri durch durchaus gelungene Sets gescheucht, innerhalb derer eigentlich nicht wirklich viel passiert. Es gibt zwar ein paar böse Buben, aber die wirklichen Hauptdarsteller sollten doch eigentlich die im Titel erwähnten Primaten sein. Doch die gibt es nur höchst selten (und dann auch nur kurz) zu sehen. Die durchweg gelungene Mad-Scientist-Sequenz in der Exposition, im Zuge derer die Affen mit gehirnbeeinflussenden Chips versehen werden, erzeugt da ganz klar Erwartungen, die der Rest des Films in keinster Weise zu erfüllen vermag.
Erst kurz vor Ende gibt es innerhalb der Geheimhöhle des Antagonisten ein wenig Action, bei der es neben buntem Licht und Affen auch einige Auftritte zu sehen gibt, die wohl als überraschende Wendungen konzipiert waren. Das funktioniert natürlich überhaupt nicht, macht dem Zuschauer aber kurz vor Schluss nochmal bewusst, dass er ohnehin schon lange vergessen hat, worum es hier überhaupt ging; dass der Interpol-Agent Forrester im Laufe der Handlung mehr oder minder verloren ging, untermauert diesen Eindruck nochmals.
Der Streifen bleibt so letztlich eine filmische Randnotiz, die allerdings belegt, dass man damals durchaus namhafte Darsteller für ziemlich skurrile Produktionen verpflichten konnte. Und tatsächlich spielte das Ding seine Kosten dann auch durch die internationale Vermarkung mit Leichtigkeit wieder ein und stellte so für die Three Stars Film als gelungenes Debut dar.
Relative Langweile steht hier wenigen gelungenen (Affen-)Momenten gegenüber. Harris gibt sich Mühe, kann aber gegen fehlende Handlung und Ideen auch nichts unternehmen. Tja …
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