OVERKILL – DURCH DIE HÖLLE ZUR EWIGKEIT

Overkill – Durch die Hölle zur Ewigkeit
Fukkatsu no hi | Japan | 1980
IMDb, OFDb, Schnittberichte

In einem US-amerikanischen Militärlabor wird im Zuge des Kalten Krieges ein Virus entwickelt, der die Fähigkeit hat, die gesamte Menschheit auszulöschen. Durch unglückliche Zufälle wird eine Probe des Virus freigesetzt und die Menschheit geht innerhalb weniger Monate zu Grunde. Nur in der Antarktis ist es kalt genug, um das Wirken des Virus zu behindern und aus diesem Grunde befindet sich in einer der dortigen Forschungsstationen die letzte Bastion der Menschheit.

Der japanische Regisseur Kinji Fukasaku ist heute vor allem aufgrund seines Pearl-Harbor-Actiondramas TORA! TORA! TORA! (1970) und der kurz vor seinem Tode veröffentlichten kontroversen Gewalt-Studie BATTLE ROYALE – NUR EINER KANN ÜBERLEBEN (2000) bekannt. Zu Beginn der 80er Jahre war er aber auch an einem Film beteiligt, der die allgegenwärtige Angst vor der (atomaren) Vernichtung der Menschheit zum Thema hatte. Dafür stellte ein Team aus Produzenten, angeführt von Haruki Kadokawa, runde 16 Millionen US-Dollar zur Verfügung und machte das Projekt somit zum bis dato teuersten der japanischen Kinogeschichte.
Ein Team aus Autoren schnappte sich dann den von Sakyo Komatsu stammenden Roman Der Tag der Auferstehung und formte daraus ein Drehbuch für ein zweieinhalb-stündiges Epos. Die Story ist breit angelegt und kritisiert des Menschen Waffenwahn gleich auf zwei Ebenen. Während zunächst nur die US-Amerikaner Schuld auf sich laden, da sie einen tödlichen Virus entwickeln, der daraufhin die Menschheit dahinrafft, bekommen nachher alle Parteien des Kalten Krieges ihr Fett weg, wenn nämlich darüber hinaus noch die nukleare Vernichtung der letzten Bastionen der Menschheit droht.

Pepnieswki: Die Vereinigten Staaten haben eben absolut kein Privileg auf Idioten.

Und so konstruiert diese Doppelbedrohung auch klingen mag, sie funktioniert im Film tatsächlich gut. Fukasaku inszeniert den Weltuntergang flott und abwechslungsreich und beleuchtet das Geschehen aus multipler Perspektive. Diese Fäden laufen dann im Verlaufe des Films zusammen und sorgen so für die nötige Stringenz.
Stellenweise bricht diese gelungen düstere Atmosphäre aber auf. Während die albernen Szenen um die schweizerischen Schmuggler noch als kleiner Fauxpas durchgehen, so stößt einem die skurrile Weise, mit Hilfe derer die beiden Helden in das US-amerikanische Atomwaffenkontrollzentrum hineinspazieren doch schon übler auf. Dass sich der Film gerade in einem derart entscheidend dramatischen Augenblick derart naiven Fantasien hingibt, erstaunt dann doch außerordentlich.

Richtig schlimm wird es aber erst im dramaturgisch total vergurkten Finale. Da rennt Dr. Yoshizumi jahrelang – und scheinbar begleitet von christlichen Wahnvorstellungen – durch die Gegend, nur um seine gesamte Truppe – die zufällig doch überlebt hat – am Rande eines Baches wiederzufinden. Hier wird das restaurative Finale des Genres Katastrophenfilm ad absurdum geführt; und gleichzeitig die über Stunden aufgebaute Atmosphäre des Films konterkariert.
Und das ist schade, denn bis dahin kann der Streifen mit seiner düsteren Aussage durchaus überzeugen. Und das auch dank der tollen internationalen Besetzung, die Kadokawa mit Hilfe des außerordentlichen Budgets auftreiben konnte. Superstar Sonny Chiba und Masao Kusakari stellen dabei den japanischen Teil des Hauptcasts und sind natürlich beide mit großen und wichtigen Rollen versehen. Daneben gibt es aber noch Western-Fachmann Glenn Ford als US-Präsidenten, Action-Haudegen Bo Svenson als Major und George Kennedy als nachdenklichen Admiral zu sehen. Chuck Conners, Robert Vaughn und Henry Silva mischen auch noch mit und sorgen so dafür, dass die Darstellerschaft ebenso abwechslungsreich wie groß daherkommt.

Sprecherin: Das bedeutet nichts anders, als das jede Frau, wenn auch widerstrebend, sich mit mehreren, nicht nur mit einem Partner, zusammentun muss.

Der Film wurde für die internationale Vermarktung übrigens von ursprünglich 156 Minuten auf verschiedene kürzere Fassungen heruntergeschnitten, um die angestammten Sehgewohnheiten nicht zu verletzten. Das sorgt leider für einige inhaltliche wie dramaturgisch harsche Sprünge, die dem Film in der internationalen Fassung mitunter einiges an Eindringlichkeit rauben. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, fiel der Streifen bei seiner Premiere sowohl in Japan, als auch auf dem internationalen Markt beim Publikum durch. Er konnte sein Riesenbudget kaum wieder einspielen und wird bis heute allgemein als Flop rezipiert. Und das ist in Anbetracht der Tatsache, dass der Streifen trotz der genannten Schwächen gelungene Apokalypse-Kost mit toller Besetzung bietet, wirklich schade.

Grundsätzlich gelungenes Epos mit toller Besetzung. Und auch wenn es an einigen Stellen hakt und das Ende richtiggehend vermasselt wurde, hätte der Film etwas mehr Erfolg verdient gehabt.

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