DIE REISE INS LABYRINTH

Die Reise ins Labyrinth
Labyrinth | USA | 1986
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Sarahs (Jennifer Connelly) kleiner Bruder wird vom Koboldkönig Jareth (David Bowie) mit in sein Märchenreich genommen. Um den Kleinen zu retten muss Sarah ein riesiges Labyrinth hinter sich bringen. Dieses wartet mit zahlreichen schrecklichen Geheimnissen auf, aber Sarah erhält Unterstützung von den dort lebenden Fabelwesen.

1981 wagte der ansonsten als Puppenbauer und -spieler im Fernsehen tätige Jim Henson den Schritt hin zur Spielfilm-Regie und veröffentlichte mit DIE GROßE MUPPET PARTY seinen ersten Puppen-Spielfilm. Nur ein Jahr später folgte mit DER DUNKLE KRISTALL (1982) dann Hensons berühmtestes Werk, welches ebenfalls ausschließlich aus animatronischen Darstellern bestand. Der dritte – und letzte – Spielfilm, bei dem der weiterhin für das Fernsehen tätigte Henson Regie führen sollte, war DIE REISE INS LABYRINTH, bei dem erstmals auch menschliche Darsteller zur Besetzungsliste zählen sollten.
Als Produzent hatte man unter anderem George Lucas an Bord geholt, dessen Erfolg mit den Filmreihen STAR WARS und INDIANA JONES zu diesem Zeitpunkt schon gar nicht mehr zu bemessen war. Das hatte sowohl zur Folge, dass die Produktion mit einem Budget von 25 Millionen US-Dollar mehr als gut ausgestattet werden konnte, als auch, dass die von Lucas selbst gegründete Effektschmiede Industrial Light & Magic mit von der Partie war. Derart gut aufgestellt war es Henson möglich, seinen Fantasien quasi freien Lauf zu lassen.

Wurm: ‘Allo!
Sarah: Sagtest du eben Hallo?
Wurm: Nein, ich sagte ‘Allo, aber das ist nah dran.

Den Rahmen dafür schufen die Drehbuchautoren Dennis Lee und Terry Jones; letzter war durch seine Zugehörigkeit zu MONTY PYTHON zu Berühmtheit gelangt. Das Script kann dabei kaum verhehlen, dass es von Lewis Carrolls Roman Alice im Wunderland inspiriert ist, versucht das aber auch gar nicht erst. Denn die Storyline ist im Grunde ebenso flach wie unwichtig. Das Konzept des Films richtet sich eindeutig an Zuschauer aller Altersklasen, was sich unmittelbar in der sehr gradlinigen und wendungsarmen Geschichte niederschlägt. Das ist aber kaum weiter schlimm, da der Film ohnehin mit anderen Werten aufwartet.

Denn hier hat die Form klar Vorrang und deshalb hat sich Henson eine riesige Crew von Effektspezialisten zusammengesucht. Diese Truppe hat dann zahllose Kulissen, Figuren, Effekte, Malereien und sonstige Effektarbeit geleistet und macht den Film so zu einem wahren Hochgenuss für Freunde der klassischen Tricktechnik. Vor allen die Figuren beeindrucken dabei immer wieder. Von mehreren Puppenspielern gesteuert erhalten die Latexwesen unglaubliche Mimik und Gewandtheit und werden so schnell zu den Stars des Films.
Aber auch die fantasievollen Kulissen und die tollen Matte Paintings können beeindrucken und alles zusammen gibt dem Film einen zwar kindgerechten, aber nichtsdestotrotz immer wieder mal düsteren und verschobenen Look. Allein diese optische Pracht macht den Film letztlich schon sehenswert, denn derart viel Tricktechnik und handgearbeitete Effektkunst gibt es nur selten innerhalb eines Films zu sehen.

Wie erwähnt ließ sich Henson erstmalig darauf ein, auch zwei menschliche Darsteller in seinen Cast zu berufen. Dabei war es von Anfang an geplant, den Koboldkönig mit einem bekannten Rockstar zu besetzen, um auf diese Weise die Werbetrommel in Schwung zu versetzen. Neben Michael Jackson und Prince stand auch David Bowie – der soeben mit seinem Album Let’s Dance einen großen Erfolg gelandet hatte und dementsprechend medienpräsent war – hoch oben auf der Liste, der dann auch relativ zügig zusagte. Dessen Darbietung merkt man dann auch an, dass seine Bekanntheit der erste Casting-Grund war und sehr viel mehr wird der Rolle auch nicht zugedacht. In wilden Outfits ist Bowie ein inhaltlich vollkommen belang- und bedrohungsloser Antagonist, der vor allem aufgrund der Musik- und Tanz-Sequenzen in Erinnerung bleibt; und natürlich aufgrund seines unglaublichen Beinkleides.

Sarah: Das ist nicht fair!
Jareth: Das hast du schon so oft gesagt. Ich frage mich, woher du deinen Sinn für Gerechtigkeit hast.

Jennifer Connelly – die ein Jahr zuvor als Hauptrolle in Dario Argentos PHENOMENA zu sehen war – gibt dann das stereotype Mädel, welches sich durch die Fantasiewelt kämpft. Auch diese Rolle ist sehr kindgerecht angelegt, sodass Sarah stets alle Probleme durch Nachdenken, Freundschaft oder Ähnliches löst. Da bleibt für Schauspielerei natürlich Zeit, was allerdings kaum stört. Die Rolle der Sarah dient lediglich als Bezugs-Anker der Geschehnisse.
Von Bowies Musik unterstützt bietet Henson dann einen Film, der sich des Themas Freundschaft so überdeutlich annimmt, dass es jedem Zuschauer mit einer zweistelligen Altersangabe ein wenig zu aufdringlich erscheinen dürfte. Mit zunehmender Spielzeit offenbart der Film dann auch zunehmend seine Zielgruppe und endet schließlich in einen Happy End ohne Gleichen.
Das soll aber niemanden stören, denn bis dahin gibt es gute 90 Minuten voller Effekte und Tricks, sodass Freunde derartiger Darbietungen trotz aller inhaltlichen Mankos vollends zufrieden in den Abspann entlassen werden. Und wenn man noch jung an Jahren ist, dann ist der Streifen sowie klasse …

Inhaltlich und dramaturgisch belangloser Kinderfilm, der aber durch seine Tricktechnik und Animatronik zu begeistern weiß; für Freunde handgemachter Filmeffekte ein Muss!

5 Antworten zu “DIE REISE INS LABYRINTH

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