STAR TREK II – DER ZORN DES KHAN

Star Trek II – Der Zorn des Khan
Star Trek II: The Wrath of Khan | USA | 1982
IMDb, OFDb, Schnittberichte

James T. Kirk (William Shatner) hat sich zur Ruhe gesetzt und die Enterprise fungiert unter der Leitung von Captain Spock (Leonard Nimoy) nun als Ausbildungsschiff. Doch bei einem kurzen Besuch von Kirk an seiner alten Wirkungsstätte kommt es zu einem Zwischenfall und plötzlich steht der alternde Admiral erneut seinem früheren Gegner Khan (Ricardo Montalbán) gegenüber.

Der von der Fangemeinde lange erwartete STAR TREK – DER FILM sollte sich 1979 zwar als Erfolg an den Kinokassen herausstellen, konnte die hohen Erwartungen jedoch nur bedingt erfüllen. Schnell war die erste Freude über den Leinwandauftritt der Serienhelden verflogen und Kritik machte sich breit. Doch ein derart bekanntes Franchise lässt Paramount Pictures natürlich nicht einfach so fallen, sodass man zunächst eine weitere TV-Produktion plante und sich dann schließlich doch wieder auf einen Kinofilm einigte. Um auf Nummer sicher zu gehen, entschied man sich allerdings dazu, das Budget auf 11 Millionen US-Dollar – und somit circa ein Viertel des Vorgängerfilms – zu senken und Gene Roddenbery von seiner Aufgabe als Produzent zu begreifen. Denn den Schöpfer des STAR TREK-Universums machte man für die hohen Kosten des Erstlings verantwortlich.
Stattdessen übernahm Harve Bennett das Ruder und der ging sofort daran, die Produktion zu verschlanken. So wurden große Anteile der Kulissen des Vorgängers wiederverwendet und lediglich geringfügig angepasst. Aber auch die im Vorgänger noch riesige Anzahl an Effektsequenzen wurde deutlich verringert, um Produktionskosten einzusparen. Ziel war es, den Zuschauer per Geschichte und Charakteren zu fesseln.

Kirk: Spock, diese Kadetten von Ihnen, wie gut sind sie? Wie werden sie bei echten Schwierigkeiten reagieren?
Spock: So wie alle Lebewesen, jedes nach seinen Fähigkeiten!

Also griff Bennett auch kräftig in die Drehbucharbeit ein. Zusammen mit Jack B. Sowards nahm er sich wiederum eine Folge der klassischen Serie RAUMSCHIFF ENTERPRISE und führte diese in Filmtauglicher Form fort. Das stellte wiederum sicher, dass der Streifen einen engen Kontakt zur Serie und somit zur Fanbase wahrte.
Auf der Folge Der schlafende Tiger basierend, verfassten die beiden Autoren dann ein Script, welches sehr viel Augenmerk auf die Charaktere, sowie deren Motivationen und Entwicklungen legt. Schon die Eröffnung zeigt dem Zuschauer einen alternden Kirk, der an seinem Geburtstag von seinem alten Freund Pille eine Brille bekommt, während im Hintergrund eine Uhr unaufhörlich tickt. Derlei grandioses Niveau erreichen einzelne Sequenzen der Geschichte immer wieder und sorgen so dafür, dass der zweite Kinoausflug des Franchise‘ zu den erzählerisch Stärksten der Reihe zählt.

Maßgeblich mitverantwortlich dafür ist sicherlich auch die Figur des Khan, die dem Filmen einen ebenso glaubhaften, wie packenden Antagonisten liefert. Auch dieser wird kongenial eingeführt, indem die Kamera dem Zuschauer offenbart, dass Bücher wie John Miltons Paradise Lost oder Herman Melvilles Moby Dick zur Lektüre des Bösewichts gehören. Vor allem letzteres dürfte dann auch bei der Zeichnung von Khan im Kopfe der Autoren gewesen sein, weist der Charakter doch mehrere Züge des Kapitän Ahab auf. So verfolgt Khan ein rachsüchtiges Ziel ohne Rücksicht auf sich selbst oder andere und lässt selbst die Möglichkeit großer Macht links liegen, um seinen Erzfeind Kirk zu vernichten.

Khan: Ach Kirk, mein alter Freund. Kennst du das klingonische Sprichwort, das sagt: Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird? Es ist sehr kalt, im Weltraum …

Diese tolle Figur wird dann von Ricardo Montalbán grandios auf die Leinwand gebracht. Montalbán hat den Khan bereits in der Serienfolge verkörpert, war sich aufgrund der durchwachsenen Kritiken des ersten Teils aber nicht sicher, ob er an einem neuen STAR TREK-Film würde mitwirken wollen. Erfreulicherweise entschied er sich dann doch dazu teilzunehmen und lieferte so dem alten Sprichwort, ein Film ist nur so gut wie sein Bösewicht, einen weiteren eindrucksvollen Beleg. Denn all die genannten Eigenschaften Khans transportiert Montalbán in äußerst beeindruckender Weise auf die Leinwand und kann sich so rühmen, einen der (wenn nicht den) ikonischsten Widersacher der Franchise-Geschichte dargeboten zu haben.
Ihm gegenüber verrichtet William Shatner ein gewohnt solides Werk, auch wenn Montalbáns Ausbrüche und Reden ihn immer wieder etwas in den Schatten stellen. Leonard Nimoy gibt einen – in Relation gesehen – äußerst gefühlsbetonten Spock, der mit seiner rationalen Entscheidung am Ende für den emotionalen Höhepunkt des Films sorgt. Neben alten Bekannten wie George Takei, Nichelle Nichols oder Walter Koenig gibt es mit Bibi Besch als Kirks Ehemaliger Carol, sowie Merritt Butrick als deren beider Sohn David interessante neue Rollen zu sehen. Beide dienen dazu, die Charaktere weiter zu vertiefen und stellen somit vollkommen sinnvolle Erweiterungen des Casts dar.

In Sachen Regie leistet Nicholas Meyer – der wohl auch bei der teilweise äußerst konfusen Drehbucharbeit seine Finger im Spiel hatte – dann solide Arbeit. Meyer hatte mit FLUCHT IN DIE ZUKUNFT (1979) gerade erst einen durchaus komplizierten Stoff gelungen umgesetzt und zeigt auch hier ein Gespür für die einzelnen Szenen und Abläufe. Weder geraten ihm die zahlreiche Dialoge zu spröde, noch driftet die Schlacht im Nebel in sinnlose Effekthascherei ab. Vor allem aber das Finale mit Spocks Tod und Kirks ideeller Verjüngung inszeniert Meyer gekonnt und ohne übertriebenen Pathos.
Hier fällt auch die Musik von James Horner sehr angenehm auf, der das tragische Finale mit einer Variante von Amazing Grace unterlegt. Aber auch in anderen Teilen des Films schafft es der zur jener Zeit noch am Anfang seiner Karriere stehende Horner, dem Film stets einen würdevollen und passendes musikalischen Rahmen zu verleihen.

Kirk: Großer Arzt, heile dich selbst!
Pille: Ist das alles? Wie fanden Sie denn meinen Auftritt?
Kirk: Tiefste Provinz …

In Sachen Effektkunst hält sich die Produktion dann erwartungsgemäß etwas zurück. Das verknappte Budget und die neue Ausrichtung sorgen gemeinsam dafür, dass es neben einer Handvoll kleinerer Sequenzen eigentlich nur eine große Raumsequenz gibt. Und auch diese fällt deutlich weniger imposant aus, als es noch im Vorgänger der Fall war. Das passt jedoch gut mit den veränderten Ansprüchen des Films zusammen und sorgt letztlich dafür, dass das Gesamtwerk nichtsdestotrotz stimmig und durchdacht wirkt.
So stellt DER ZORN DES KHAN eine gelungene Neugestaltung des noch jungen Franchise dar und hatte aus heutiger Sicht maßgeblichen Einfluss auf die folgenden Produktionen. Denn diesmal klingelten nicht nur die Kinokassen sondern auch die Kritiker jubilierten. So war der Weg für weitere STAR TREK-Kinofilme mehr als nur geebnet. Denn das offene Ende des Films – welches mit seinem abschließenden Kommentar von Kirk der TV-Serie treu blieb – schrie geradezu nach einem weiteren Film, der dann zwei Jahre später in Form von STAR TREK III – AUF DER SUCHE NACH MR. SPOCK (1984) folgen sollte.

Der zweite Streifen macht alles richtig und merzt so die kleinen Problemchen des Vorgängers aus. Zusammen mit dem großartigen Ricardo Montalbán an Antagonisten und den ansonsten bewährten Zutaten des Franchise‘ rangiert dieser Teil ganz oben auf der Skala.

2 Antworten zu “STAR TREK II – DER ZORN DES KHAN

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