UFOS ZERSTÖREN DIE ERDE

Ufos zerstören die Erde
Yôsei Gorasu | Japan | 1962
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Der Planet Gorath, der über die 600-fache Anziehungskraft der Erde verfügt, treibt durch das Weltall auf die Erde zu und vernichtet alles auf seinem Weg. Selbst das Raumschiff Blizzard, unter Kommando von Captain Endo (Akihiko Hirata), kann das Ungetüm nicht besiegen, sodass den irdischen Wissenschaftlern nur noch eine Lösung bleibt: Die müssen die Erde aus ihrer Umlaufbahn herauskatapultieren.

Nachdem Ishiro Honda dem Kaiju Eiga, dem japanischen Riesenmonster-Film, mit GODZILLA (1954) und DIE FLIEGENDEN MONSTER VON OSAKA (1958) den Weg geebnet hatte, verlagerte der Regisseur sein Interesse zunehmend in interstellare Gefilde. Neben dem frühen KRIEG IM WELTENRAUM (1959) zählt dann UFOS ZERSTÖREN DIE ERDE (1962) zu seinen frühen Gehversuchen in diesem Bereich.
Dabei ließ sich Honda durchaus inspirieren, weisen doch bereits Rudolph Matés Klassiker DER JÜNGSTE TAG (1951) oder der ebenfalls in Japan produzierte WARNING FROM SPACE (1956) ein ganz ähnliches Motiv auf. Doch während sich erster eher auf den moralischen Konflikt einer möglichen Rettung konzentriert und letzterer Waffengewalt als Lösung anbietet, wählt das von Takeshi Kimura und Jôjirô Okami geschriebene Script in diesem Falle einen gänzlich anderen Weg: Die Verschiebung der Erde aus ihrer Umlaufbahn wird als lapidare Lösung des Problems angeboten. Über die Folgen denkt jedoch keiner nach, sodass der Film schlicht und einfach mit dem Wunsch endet, dass die UNO das Problem doch bitte regeln möge.

Vorsitzender: Wir haben zwei Möglichkeiten, meine Herren. Die erste wäre, dass wir den Planeten Gorath vollkommen zerstören! Oder wir verschieben die Erde …

Wer sich jetzt schon die Augen reibt, der wird mit dem Konsum des Films wohl so seine Schwierigkeiten bekommen, denn derartiger Nonsens begleitet den Zuschauer auf Schritt und Tritt. Da wird die Erde mal eben mit Hilfe von unzähligen Raketen durch das All bewegt, während ein mit übermäßiger Gravitation ausgestatteter Himmelskörper den Saturn seines Ringes entledigt. Währenddessen schleppen die Protagonisten ihr Raumschiff mit einer simplen Seilwinde ab und ein riesiges Walross greift die Forscher auf der Erde an.

Halt, ein Walross? Ja, denn das nur selten in anderen Filmen auftretenden Kaiju-Monster Maguma bekommt hier einen kurzen Auftritt zugestanden. Denn während sich der Film in der Produktion befand, bemerkte der Toho-Produzent Tomoyuki Tanaka, dass sein weltbekanntest Filmhaus viel mehr Geld mit Filmen verdient, in denen diese riesigen Wesen auftauchten. Folglich musste auch in dieses Projekt ein solches eingefügt werden, was dann allerdings nur sehr holzschnittartig gelang. So vergehen letztlich nur knappe fünf Minuten zwischen dem vollkommen unerklärten Auftritt des Monsters und seinem laserbedingten Dahinscheiden; was das Team trotzdem nicht davon abhielt, Maguma in Japan massiv für die Bewerbung des Films zu nutzen.
Ishiro Honda inszeniert diesen ganzen Wahnsinn dann angenehm flott und kurzweilig und sorgt so dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Und neben den aberwitzigen Einfällen sind es dann immer wieder die tollen Miniaturszenarien, die das Auge des Betrachters zu fesseln vermögen. Denn mit Eiji Tsuburaya, Akira Watanabe und Taka Yuki sind allerlei alte Spezialeffekt-Haudegen dabei, die schon Hondas GODZILLA sein ansprechendes Aussehen verpassten. Dementsprechend gibt es zahllose schöne Miniaturstädte und -gegenden zu bewundern, von denen vor allem die großartig gearbeitete Südpol-Baustelle im Gedächtnis bleibt. Aber auch die gravitationsbedingten Überschwemmungen im Finale sehen prächtig aus. Einzig, wenn sich die Handlung ins Weltenall verlagert und die Bedrohung Gorath ins Auge gefasst wird, fällt die Effektqualität ein wenig ab. Macht aber nichts, blickende Raumschiff und glühende Planten gibt es trotzdem allerorten zu bestaunen.

Und neben der unglaublichen Storyline sind es vor allem die zahlreichen tollen Effekte, die dafür sorgen, dass Honda hier bereits mit einem seiner frühen Science-Fiction-Beiträge für gelungene Unterhaltung sorgt, die ihre Faszination vor allem aus dem schieren inhaltlichen Wahnsinn zieht, den sie dem Zuschauer vor den Latz knallt. Was einen hier erwartet, findet man in dieser Konzentration wirklich nicht alle Tage.

Typ: Warum dürfen wir nicht starten?
Chef: Ihrem Captain sind die Gründe bekannt.
Endo: Ja, daraufhin nahm er eine Pistole und schoss sich in den Kopf.
Chef: Ist er tot?
Endo: Naja, nicht ganz. Ich riss ihm die Pistole weg und nun fehlt ihm ein Stück vom Ohr …

Erwähnenswert ist in diesem Falle übrigens auch noch die deutsche Bearbeitung des Films. War es zu jener Zeit ohnehin allgemein üblich, japanische Spielfilme für den europäischen respektive US-amerikanischen Markt teilweise stark anzupassen (man denke nur an die US-Fassung von GODZILLA), so ragt dieser Fall doch aus der Masse heraus. Denn nicht nur der deutsche Titel verspricht etwas vollkommen Falsches, auch der Trailer wirft mit Behauptungen nur so um sich. Und zu guter Letzt beziehen sich die schnitttechnischen Eingriffe dieses Mal nicht nur auf (politische) Handlungssequenzen, sondern es wurde auch der Auftritt von Maguma entfernt. Dessen unvermitteltes Erscheinen war den deutschen wie US-amerikanischen Verleihern wohl doch zu viel des Guten …

Gelungener, weil vollkommen wahnwitziger, Science-Fiction-Streifen von Vorzeige-Regisseur Honda. Hier erwartet einen Nonsens im Minutentakt, inklusive verschobener Erde und Walross-Monstrum. Dazu gibt’s dann noch tolle Effekte, was will man also mehr?

Eine Antwort zu “UFOS ZERSTÖREN DIE ERDE

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