DER FEUERTEUFEL

Der Feuerteufel
Firestarter | USA | 1984
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Nachdem Andrew McGee (David Keith) und seine Frau Victoria (Heather Locklear) an einem psychoaktiven Experiment teilgenommen haben, verfügen sie über telepathische Kräfte, die sich auch, um ein vielfaches verstärkt, in ihrer Tochter Charlie (Drew Barrymore) wiederfinden. Schnell kommt die Regierung in Form einer geheimen Firma dahinter, dass das Mädchen per Gedanke Feuer entzünden kann, und versucht die Kleine in ihre Gewalt zu bringen.

Der 1980 von Stephen King veröffentlichte Roman Feuerkind gehört sicherlich nicht zu den ganz großen Würfen der amerikanischen Horror-Legende. Inhaltlich wirkt die Geschichte wie eine Mixtur aus Kings Debut-Roman Carrie und Cronenbergs Film-Klassiker SCANNERS – IHRE GEDANKEN KÖNNEN TÖTEN (1981). Aber die prozesshafte Handlung, die eher an ein Roadmovie, als an eine klassische Horrorstory erinnert, prädestinierte das Buch schon früh für eine Verfilmung.
Das dachte sich auch der italienische Parade-Produzent Dino De Laurenttis, und so tat er sich mit Universal Pictures zusammen und investierte runde 15 Mio. US-Dollar. Es war auch De Laurentiis, der Mark L. Lester auf den Regiestuhl beförderte. Dieser hatte zwei Jahre zuvor mit DIE KLASSE VON 1984 einen ganz großen Wurf gelandet und sich mit dieser düsteren High-School-Vision den Respekt des Produzenten verdient. Das Budget sollte dann für Lester auch den (zumindest monetären) Höhepunkt seiner Karriere darstellen, nie wieder sollte er in der Folge ein derartig hoch-budgetiertes Projekt umsetzen.
Für die Drehbuchfassung des Stoffes wurde Stanley Mann verpflichtet, der bereits die Bücher für Kracher wie DAMIEN – OMEN II (1978) und CONAN DER ZERSTÖRER (1984) schrieb. In diesem Falle tat Mann dann allerdings etwas für King-Verfilmungen relativ ungewöhnliches: er hielt sich sehr eng an die Vorlage. Minutiös setzt der Film den Roman um, von formbedingten Kürzungen abgesehen gibt es fast keine Änderungen. Das huldigte zwar der Vorlage – und wurde von King, gerade nach dem noch präsenten Streit um Stanley Kubricks SHINING (1980), auch dementsprechend wohlwollend aufgenommen – sorgt aber gleichzeitig dafür, dass sich der etwas flache Spannungsbogen des Buchs nahtlos auf den Film überträgt.

Wächter: Okay, Kumpel, komm‘ jetzt ganz langsam da raus!
Soldat: Was dagegen, wenn ich erst mal meine Stiefel lösche?

Denn während sich die Romanvorlage noch durch die inneren Monologe von Andy, Charlie und Rainbird retten kann, geht diese Ebene dem Film völlig ab. So wird aus dem vom Tod faszinierten Irokesen, dessen innerer Antrieb es ist, mehr über den Augenblick des Ablebens zu erfahren, ein stereotyper Bösewicht mit pädophilem Einschlag. Auch Andys Bestreben, aus seiner erzwungenen Apathie auszubrechen, wird dem Zuschauer nur höchst unzureichend erklärt, sodass viele Einstellungen immer wieder selbstzweckhaft wirken; es aber per Vorlage gar nicht sind.
Insgesamt sorgt das zwar nicht dafür, dass der Film in Langweile verendet, allerdings bremst es ihn immer wieder spürbar aus. Auch Lesters konventioneller Inszenierungsstil kann daran nichts ändern, viel mehr verpasst er dem Film so immer wieder das Wirken eines typischen US-TV-Horrorstreifens. Das Gespür für Szene und Wirkung, das Lester zwei Jahre zuvor in DIE KLASSE VON 1984 noch unter Beweis stellte, geht ihm hier völlig ab. Der Film ist somit prototypisch für den Vorwurf der holzschnittartigen Inszenierung, dem sich Lester im Laufe seiner Karriere immer wieder stellen musste.

Schade ist das vor allem in Anbetracht der an sich starken Besetzung, die Dino De Laurentiis aufgetrieben hat. In der Hauptrolle gibt es die zehnjährige Drew Barrymore zu sehen, die mit ihrer Darbietung als Gertie in E.T. – DER AUSSERIRDISCHE (1982) die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte. Hier spielt sie beeindruckend abgeklärt, wenn auch letztlich glanzlos. Ihren sorgenden Daddy spielt David Keith, der zwei Jahre zuvor an der Seite von Richard Gere in EIN OFFIZIER UND GENTLEMAN zu großer Bekanntheit gelangt war. Aus den oben genannten Gründen bleibt die Rolle allerdings auf den regelmäßigen Einsatz ihrer mentalen Fähigkeiten beschränkt, was dann dafür sorgt, dass man Keith hauptsächlich als ständig starrenden Typen mit Nasenbluten im Gedächtnis behält. Auch das Potential des ebenso begabten wie bekannten George C. Scott bleibt in der Rolle des Rainbird ungenutzt, von Martin Sheen als Cap Hollister ganz zu schweigen. Letztlich wird das schauspielerische Potenzial weitestgehend verschenkt, was jedoch nicht nur Lester zuzuschreiben ist, sondern wiederum der allzu starren Adaption.
Immerhin zauberte das Effekt-Team um Michael Wood – der bereits die Effekte für DER WEISSE HAI (1975), POLTERGEIST (1982) und DIE RÜCKKEHR DER JEDI-RITTER (1983) verantwortet hatte – einige recht nett geratene Feuereffekte auf die Leinwand, die dem Film regelmäßig ein paar optische Schauwerte beifügen. Diese verlieren zwar im Verlaufe des Films recht schnell an Imposanz, was der Streifen dann mit immer mehr Feuer auszugleichen versucht, stellen aber trotzdem einen gelungenen Kontrast zur biederen Storyline dar. Die wirklich brutalen Szenen, die William Cruse anfertigte, fanden hingegen leider nie den Weg in den fertigen Film. Ein Relikt dieser wohl deutlich brutaleren Einstellungen sieht man noch an Anfang des Films, wenn einer der Patienten während des Tests mit blutigen Augenhöhlen zu sehen ist. Hätte man Cruse‘ Szenen eingefügt, wüssten wir heute wohl, wie genau der Mann um seine Augäpfel gekommen ist.
Aber sei es wie es ist, DER FEUERTEUFEL bleibt letztlich eine der ganz grauen King-Verfilmungen. Das dachten sich wohl auch die damaligen Kinogänger und straften den Film folglich mit Nichtbeachtung. Und auch wenn das Budget – nicht zuletzt dank der Heimkinoauswertung – mit Ach und Krach wieder eingespielt werden konnte, so bleibt der Film bis heute trotz seiner tollen Besetzung nur eine Randnotiz des King‘schen Filmkosmos.

Eine der biedersten, wenn auch akkuratesten, King-Verfilmungen. Daran können auch der (auf dem Papier) tolle Cast und das dicke Budget nichts ändern.

2 Antworten zu “DER FEUERTEUFEL

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