Frauen für Zellenblock 9
Frauen für Zellenblock 9 | Schweiz | 1977
IMDb, OFDb, Schnittberichte
Karine (Karine Gambier) treibt ein gefährliches Spiel: Sie schmuggelt Verräterinnen durch den südamerikanischen Dschungel. Eines Tages wird sie natürlich mit drei Revolutionärinnen im Gepäck von der Kommandantin eines Gefangenenlagers geschnappt. Diese begibt sich in der Folge daran, den Mädchen mithilfe ihres folterkundigen Kumpanen Dr. Costa (Howard Vernon) diverse Geheimnisse zu entlocken.
Der Schweizer Erwin C. Dietrich gehört wohl zu den erfolgreichsten europäischen Filmproduzenten überhaupt. Eine Huldigung dieses Umstandes über die engen Grenzen abwegiger Genreproduktionen hinaus hat allerdings nie stattgefunden; und das liegt schlicht und einfach daran, dass Dietrich diese Gefilde quasi nie verlassen hat. Nach einigen Heimatfilmen zu Beginn seiner Karriere erkannte Dietrich schon zu Ende der 60er Jahre, dass Erotik und Sex sich auch außerhalb von Hardcore-Produktionen gut vermarkten ließen. Es folgten zahlreiche einschlägige Produktionen wie SEITENSTRAßEN DER PROSTITUTION (1967), DIE NICHTEN DER FRAU OBERST (1968) oder WEISSE HAUT AUF SCHWARZEM MARKT (1969). Nachdem ILSA – DIE HÜNDINNEN VOM LIEBESLAGER 7 (1974) dann schließlich die Tür für Lagerfilme ganz weit aufstieß, ließ sich Dietrich natürlich nicht lange bitten und schnappt sich seinen langjährigen Partner Jess Franco, um auch ein Stück vom Kuchen abzubekommen.
Marie: Wasser! Bitte!
Wärter: Du kriegst gleich was Feuchtes …
Ebenjener zimmerte dann auch ein Drehbuch zusammen, welches mit der oben zu lesenden Synopsis nahezu vollständig wiedergegeben ist. Jegliche Form von Hintergründen, Geschichten oder Antrieben wird dabei gekonnt ignoriert. Weder wird dem Zuschauer mitgeteilt, wo die Geschichte spielt, noch warum die Frauen im Gefangenenlager sind. Kurze Andeutungen einer Revolution und einer Hauptstadt müssen genügen, um das Geschehen einzuordnen. Die restlichen Minuten der überschaubaren Spielzeit sind nämlich für ausschweifende Folterungen und Darbietungen hüllenloser Natur reserviert.
Diese kommen dann Franco-typisch dilettantisch daher, was jedoch den Härtegrad einzelner Sequenzen nur bedingt mildert. Die ausgefallenen Foltereien bestechen somit weniger durch optische, als vielmehr durch ideelle Perversion. Die graphische Gewalt fällt hingegen weitestgehend unter die Streckbank. Die einzige Packung Kunstblut am Set dient dann gen Ende für einige äußerst schlecht geschminkte Einschusslöcher.
Da nackte Mädels bekanntlich noch leichter zu filmen sind, als Gewaltsequenzen, gibt es natürlich auch davon jede Menge. In fast jeder Einstellung gibt es Teile von weiblichen Körpern zu sehen, die wenigen Schnappschüsse ohne Brust oder Po stellen da schon eine angenehme Abwechslung dar. Außer leichten Liebkosungen gibt es übrigens keinerlei Geschlechtsakte zu begutachten, dafür aber eine beinahe zehnminütige Szene lesbischen Inhalts.
Im Zentrum dieser stehen übrigen mit Karina Gambier und Esther Studer zwei Damen, die bereits in den Franco-Schinken GRETA – HAUS OHNE MÄNNER (1977), DIE TEUFLISCHEN SCHWESTERN (1977) und DER RUF DER BLONDEN GÖTTIN (1977) zu sehen waren. Und wem das nicht reicht, der kann auch Howard Vernon – dessen Karriere ebenfalls eng mit der Francos verbunden war – beim Schauspielern betrachten.
Kommandantin: Jeder von euch, der ihnen mit dem Gewehrkolben den Schädel einschlägt, bekommt von mir fünfzehn Tage Sonderurlaub! Und diejenigen, die sie vorher noch vergewaltigen, bekommen außerdem noch eine Geldprämie!
Immerhin sorgt die Synchronisation für ein paar Lacher und zum großen Finale gibt es dann eine Urwald-OP mit zwei Grashalmen auf dem Instrumente-Tisch. Bis dahin muss der Zuschauer allerdings ein weitestgehend langweiliges Gemisch aus nackter Haut und Folter ertragen, dass zu keines Zeit wirklich unterhalten oder fesseln kann. Man fühlt nicht mit den Opfern, dementsprechend schreckt man auch nicht die Perversionen. Antriebe oder Motive bleiben verborgen, es geht schlicht und ergreifend darum, ein paar krude Szenen zu einem kleinen Sexploitation-Reißer zusammenzuflicken. Allen Franco-Jüngern dürfte das einen unterhaltsamen Abend bescheren, alle anderen sollten nicht einmal daran denken, sich diesen Film zu Gemüte zu führen.
Franco-Fans finden mit diesem Streifen sicherlich ihr Auskommen, alle anderen sollten – wenn schon Lager-Sexploitation – dann doch lieber zu den Standardwerken des Genres greifen.
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