KOMMISSAR X – DREI BLAUE PANTHER

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Kommissar X – Drei blaue Panther
Kommissar X – Drei blaue Panther | Deutschland/Frankreich/Italien/Kanada | 1967
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Der Juwelendieb Arthur Tracy (Franco Fantasia) wird von seinen Gangster-Komplizen aus den Händen der Polizei befreit, und möchte daraufhin die Beute seines Raubzugs einsacken, welche er bei seinem Bruder Robert (ebenfalls Fantasia) hinterlegt hat. Dieser weigert sich jedoch die Beute auszuhändigen, nachdem er erfährt, dass die Juwelen Raubgut sind. Also ermordet Arthur seinen Bruder und nimmt dann dessen Rolle an, um an die Beute zu kommen. Doch längst haben sich Kommissar X (Tony Kendall) und Tom Rowland (Brad Harris) in den Fall eingeschaltet und sind nun quer durch Kanada auf der Jagd nach Juwelen und Gangstern.

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Produzent Theo Maria Werner kann wirklich froh sein, dass die Fauna genug Tiernamen und die Farbpalette genug Nuancen bereit hält, um die von ihm betreute Kommissar X-Reihe mit immer neuen Titelvariationen auszustatten. Nach KOMMISSAR X – DREI GELBE KATZEN und KOMMISSAR X – DREI GRÜNE HUNDE sollte der fünfte Teil der Agentenreihe also von drei blauen Panthern handeln. Als Bösewicht wurde dazu diesmal der Italiener Franco Fantasia auserkoren, der Freunden des Genrekinos heute aus zahlreichen Spaghetti-Western und Horrorklassikern wie WOODOO – DIE SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES (1979) und als durchgeknallter Priester aus LEBENDIG GEFRESSEN (1980) bekannt sein dürfte. In Szene gesetzt wird die ganze Geschichte dann wieder von Gianfranco Parolini, der neben dem Serienpilot KOMMISSAR X – JAGD AUF UNBEKANNT auch KOMMISSAR X – IN DEN KLAUEN DES GOLDENEN DRACHEN drehte; und natürlich wieder sein Pseudonym Frank Kramer verwendete. Mit Corny Collins als laszive KX-Assistentin, Hannelore Auer als liebliche Krankenschwester und Erika Blanc als undurchsichtige Gattin von Robert Tracy gibt es diesmal gleich drei hübsche Damen zu sehen, von denen zumindest ein bis zwei – im Gegensatz zu den vorherigen Teilen der Reihe – auch endlich mal ernstzunehmende Rollen spielen dürfen. Tony Kendall und Brad Harris vollenden einen Cast, der einem KX-Film äußerst gerecht werden kann, und sicherlich den Glanzpunkt dieses Abenteuer darstellt.

Der Mann mit den eisernen Nerven riskiert wieder Kopf und Kragen! (Deutscher Werberatschlag)

Die Handlung ist diesmal in Kanada angesiedelt, und nutzt dort vor allem zu Beginn des Films die großartige Kulisse der Weltausstellung 1967 in Montréal. So gibt es dann auch eine Vielzahl toller Einstellungen von belebten Szenerien und tolle Zooms und Kamerafahrten zu sehen. Leider geht dieser Drive im Laufe des Film ein wenig verloren, weil die Kulissen im folgenden zwar immer passend, aber nicht mehr derart ausgefallen und beeindruckend sind. Neben einem Westernnest spielt der Rest des Films hauptsächlich in Herrenhäusern und ähnlichem. Eben schön, aber konventionell.
Das entspricht auch dem Drehbuch, dass wie schon beim Vorgänger der Fall, eher einem Krimi als einer wilden Eurospy-Story – wie es zu Beginn der KX-Reihe üblich war – gleicht. Jo Walker ist dementsprechend auch im Auftrag einer Versicherung unterwegs, was diese neue Bodenständigkeit noch einmal inhaltlich untermauert. Auch wird die Figur Tom Rowland weiter in Richtung eigenständigem Charakter ausgearbeitet und agiert jetzt oft selbstständig und unabhängig von Kommissar X. Spätestens durch die erste Liebelei die dem Charakter Rowland in der Serie zugedacht wird, legt er seine Rolle als bloßer Sidekick-Buddy vollends ab. Die Freunde Tony Kendall und Brad Harris liefern mal wieder eine (mittlerweile) gewohnt routinierte Leistung ab, und können gerade in der zweiten Hälfte des Films vollends überzeugen. Hilfreich ist dabei auch die tolle Leistung von Doppelrolle Franco Fantasia, der mit seinem zwar etwas vorhersehbaren, dafür aber angenehm finster-bösem Charakter Tracy einen tollen Bösewicht abgibt; und für die Unvorhersehbarkeit ist in diesem Film ohnehin jemand anders zuständig. Als Tracys Komplize Smoky tritt übrigens auch Parolini selber vor die Kamera und trägt zu Beginn des Films maßgeblich zur Befreiung seines Chefs bei.

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Interessant ist am Cast – wie oben bereits angeschnitten – dass die Damenwelt mit drei Rollen nicht nur sehr zahlreich vertreten ist, sondern das die zwei zentralen Rollen sehr viel ernsthaftere Figuren spielen, als das in den Filmen zuvor der Fall war. Die Damen haben über weite Teile des Films wichtige Funktionen (auch wenn sie einem Kussversuch von KX trotzdem kaum widerstehen können) und Erika Blanc erhält sogar wirkliche Tiefe und zeichnet für Story-Twist verantwortlich. Einzig Corny Collins mimt ein klassisches KX-Girl und wirkt damit teilweise wie ein Relikt aus einer anderen Zeit. Denn die alten Eurospy-Tage des Kommissars sind nun wirklich gezählt. Es gibt keine Geheimtüren, keine Gadgets, keine Tunnel oder radioaktiv versuchte Goldreserven. Das tut der Reihe sicherlich gut, schafft Abwechslung und zeugt von Entwicklung, wenn es auch manchen Eurospy-Puristen verschrecken dürfte.

Betty Rogers: Jetzt weiß ich, warum Sie mir nachspioniert haben, ich war doch für Sie nur Mittel zum Zweck.
Jo Walker: Ja, aber ein nettes Mittel …

Bei allem Ernst und aller Entwicklung bleibt der Humor natürlich nicht auf der Strecke, so dass Kendall und Harris sich immer noch liebevoll necken und Kendalls Anmachsprüche nach wie vor so triefend charmant sind, dass die holde Damenwelt – trotz sich langsam entwickelnder Emanzipation – sich kaum zu wehren vermag. In Verbindung mit dem wie immer sehr locker gesehenem Zusammenhang und Sinn mancher Szenen ergibt sich also wieder ein flottes KX-Abenteuer, das zwar bodenständiger, aber keineswegs schlechter als die Vorgänger daherkommt.

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Mehr Krimi als Eurospy, aber nach wie vor unterhaltsam und spaßig. Freunde von verrückten Gadgets und unterirdischen Geheimgängen sollten allerdings auf die Anfänge der Reihe zurückgreifen. Alle anderen können KX beherzt nach Kanada folgen.

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